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Sexualerziehung? Kritik am neuen Rahmenlehrplan in Berlin

Am Entwurf für einen neuen Rahmenlehrplan für Berlin und Brandenburg übt der LSVD starke Kritik und fordert eine umfassende Überarbeitung. Landesgeschäftsführer Jörg Steinert spricht von einem „bildungspolitischen Rollback“, der unbedingt verhindert werden müsse.

Die Arbeitsgemeinschaft Schwule Lehrer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Berlin AG haben eine ausführliche Analyse und Bewertung der Rahmenlehrpläne durchgeführt und publiziert. Hauptdefizite seien das vollständige Fehlen des Themas Sexualerziehung als fächerübergreifender Gegenstand und die defizitäre Behandlung von sexueller Vielfalt und geschlechtlicher Identität. Der Standpunkt von trans*, inter*, lesbischen, schwulen und bisexuellen Jugendlichen und die Vorbildfunktion von nicht-heterosexuellem Lehrpersonal wird nahezu vollständig ignoriert.

Erziehung zur Akzeptanz sexueller Vielfalt

„Die Rahmenlehrpläne stellen die Grundlage dafür dar, wie Unterricht in der der Schule gestaltet wird, was in der Schule gelehrt wird und nach welchen Maßstäben schulische Erziehung stattfindet.“ heißt es in der Analyse. Ein Kapitel über den Umgang mit Vielfalt und Erziehung zur Akzeptanz sexueller Vielfalt gemäß der Diversity Dimensionen: Geschlecht, Geschlechtsidentität, Herkunft, Religion, Weltanschauung, sexuelle Orientierung fehlt völlig. Stattdessen werden LSBTI*-Themen nur lückenhaft und unverbindlich erwähnt. Die Perspektive von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten und intergeschlechtlichen Jugendlichen wird ebenfalls weitestgehend ignoriert. Die Rolle von nicht-heterosexuellen Lehrpersonen als Vorbilder wird, anders als in den bisher gültigen Richtlinien, ebenfalls ausgeblendet. Der LSVD und die AG Schwule Lehrer fordern, dass die Einbeziehung gesellschaftlich relevanter Gruppen nachgeholt wird. Der derzeitige Entwurf stehe im Widerspruch zum Beschluss des Abgeordnetenhauses „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“. Die schulische Sexualerziehung müsse als fächerübergreifende Aufgabe genau wie Gesundheits- oder Demokratieerziehung explizit und verbindlich im fächerübergreifenden Kapitel des Rahmenplanes verankert werden. Auch Thomas Birk, queerpolitischer Sprecher vom Bündnis 90/Die Grünen, äußert, dass die Entwürfe bezüglich sexueller Vielfalt mangelhaft sind. „Bisher waren in 20 von 30 Fächern der Sekundarstufe 1 Aspekte der sexuellen Identität berücksichtigt. Dieses muss Niveau muss darf auf keinen Fall abgebaut sondern sollte ausgebaut werden. Es macht ja keinen Sinn, die hart erkämpften 250.000 Euro jährlich in die Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern für sexuelle Vielfalt zu stecken und gleichzeitig das Thema aus den Lehrplänen zu nehmen.“

Zudem darf auch bei der Aufzählung von Diversity-Dimensionen und Diskriminierungsmerkmalen, im grundsätzlichen Teil des Entwurfes, die Merkmale sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität nicht fehlen.

Written by Maria Mikityla

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