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Versorgungsmangel bei HIV-Medikament

AIDS Schleife HIV
© Sham Hardy /CC-BY-SA 2.0 (via Flickr Commons)

Das Bundesgesundheitsministerium hat am Donnerstag offiziell mitgeteilt, dass es bei dem HIV-Medikament Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil zu einem Versorgungsmangel kommt. Diese bedeutende Nachricht wurde im Bundesanzeiger veröffentlicht.

Die Brisanz dieser Situation liegt in der Tatsache, dass dieses Medikament das einzige in Deutschland zugelassene für die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) ist, eine Schutzmaßnahme für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko. Die Deutsche Aidshilfe begrüßt die offizielle Anerkennung dieses Versorgungsmangels. Stefan Miller, Vorstand der DAH, betont die Wichtigkeit dieses Schrittes: „Es ist ein wichtiges Zeichen, offiziell festzustellen, was längst unübersehbar ist: ein dramatischer Versorgungsausfall bei einem wichtigen HIV-Medikament.“

Folgen des Versorgungsausfalls

Stefan Miller weist auf die fatalen Konsequenzen hin: vermeidbare Neuinfektionen und Belastungen für Menschen, die mit HIV leben, durch Therapieumstellungen. Eine Notlage, die mit aller Kraft bekämpft werden muss. Doch gibt es Hoffnung auf schrittweise Entspannung?

Schrittweise Entspannung?

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) kündigte an, dass zusätzliche Lieferungen von zwei Herstellern erwartet werden. Eine potenzielle Lichtblicke, wie Stefan Miller betont: „Dank der gemeinsamen Anstrengungen aller Beteiligten ist jetzt Licht am Ende des Tunnels sichtbar.“ Dennoch bleibt unklar, wann sich die Versorgungslage vollständig normalisieren wird.

Um eine rasche Verbesserung zu erreichen, plädiert die Deutsche Aidshilfe dafür, dass Krankenkassen die Kostenübernahme für alle verfügbaren Präparate zusichern sollten. Dies schließt auch importierte Medikamente und das teurere Original-Präparat ein. Der GKV-Spitzenverband sollte dies offiziell bestätigen, um Ärztinnen und Apothekerinnen vor finanziellen Verlusten zu schützen.

Zukunftsvision: Versorgungskrisen vermeiden

Nach Bewältigung der aktuellen Krise muss die Ursachenforschung im Fokus stehen, um ähnliche Situationen in Zukunft zu verhindern. Dies wird besonders relevant angesichts vergangener Lieferengpässe bei anderen Medikamenten. Dabei spielen die Konzentration auf wenige Hersteller und die deutsche Preispolitik bei Generika möglicherweise eine Rolle, so Stefan Miller: „Dass ein lebenswichtiges Medikament in Deutschland plötzlich nicht mehr verfügbar ist, darf sich nicht wiederholen. Die Bundesregierung steht in der Pflicht, das zu verhindern.“

PrEP als wichtige Präventionsmaßnahme

Die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) ist seit 2019 in Deutschland eine Leistung der Gesetzlichen Krankenkassen. Etwa 40.000 Menschen nutzen sie bereits, aber laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts könnten deutlich mehr von dieser Schutzmethode profitieren. Die Verfügbarkeit des Medikaments ist entscheidend für die PrEP-Akzeptanz, betont Stefan Miller: „Um Menschen diese Schutzmethode nahezubringen, braucht es jedoch eine verlässliche Verfügbarkeit des Medikaments.“

In Anbetracht der aktuellen Lage bleibt abzuwarten, wie die angekündigten Lieferungen die Versorgungssituation beeinflussen werden. Die Deutsche Aidshilfe setzt sich weiterhin intensiv für die PrEP und eine nachhaltige Verfügbarkeit lebenswichtiger Medikamente ein.

Bild: © Sham Hardy /CC-BY-SA 2.0 (via Flickr Commons).

Written by Marco Steinert

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