in

Der Papst, Schwule und die Medien

Papst Franziskus, Papst, Schwule
Bild: © Casa Rosada/CC-BY-SA-2.0 (via wikimedia commons)

Seit Papst Franziskus vor einigen Tagen vor Journalisten das Wort „schwul“ in den Mund nahm (queerpride.de berichtete), reißt weltweit die Berichterstattung hierüber nicht ab.

„Revolutionär“ nennt es die renommierte „New York Times“, dass der Papst überhaupt von „Schwulen“ redet. Sein Vorgänger Bendikt XVI. habe dies nie getan und auch insgesamt das Thema gemieden wie, pardon, der Teufel das Weihwasser. Und wenn der Franziskus-Vorgänger etwas zu Homosexuellen zu vermelden hatte, dann zum Beispiel seine Überzeugung, wonach Homosexualität „eine starke Tendenz zum moralisch Bösen“ habe. Auch der amerikanische TV-Sender CBS beschäftigt sich in einem Schwerpunktthema mit den vermeintlich neuen Tönen aus dem Vatikan.

Gestern hatte CBS den obersten US-Katholiken Timothy Dolan in ihre viel gesehene Morningshow eingeladen, wo dieser die Aufregung um den Papst indes stark relativierte: „Franziskus‘ Aussagen mögen manche Leute neu und erfrischend finden (…) doch Papst Franziskus wäre sicher der Erste, der sagen würde: ‚Es ist nicht meine Aufgabe, die Lehre der Kirche zu verändern.'“, so der Kardinal. Die französische Tageszeitung „Le Monde“ widerspricht Dolan, indem sie meint, bei diesem Pontifex insgesamt einen „neuen Stil“ feststellen zu können.

Der Papst sei zudem offenbar dabei, „wichtige Veränderungen der katholischen Kirche in Gang zu setzen“, schreibt der Soziologe Olivier Bobineau, der hieraus schlußfolgerte, dass dies wohl auch „positive Folgen“ für Homosexuelle haben würde. Die „Times“ vermerkt heute, der Papst sei im Gegensatz zu all seinen Vorgängern scheinbar bereit, Lesben und Schwule anzuerkennen, erinnert aber auch daran, dass Franziskus bei alledem Schwul-Sein als sexuellen Akt ablehne. Und die italienische „La Repubblica“ schreibt zutreffend: „Man kann nicht in schönen Worten verkünden, dass man die Homosexuellen als Kinder Gottes respektiert, und gleichzeitig ihr Verhalten als Verstoß gegen die Natur und die Gesetze der Bibel verurteilen.“

Bild: © Casa Rosada/CC-BY-SA-2.0 (via wikimedia commons)

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

CSD Hamburg: „Für Gleichberechtigung, Akzeptanz und Fairness“

Olympia

Olympia: Keine Entwarnung für Homosexuelle