in

Elton John und George Michael: berühmt, beliebt und schwul

Soziale und kulturelle Umbrüche, die in zahlreichen Ländern von der rebellierenden 68-er Generation eingeleitet wurden, machten die folgenden Jahrzehnte in der Geschichte der LGBT-Bewegung zu Jahren der Befreiung. In vielen Bereichen des Lebens wurde Homosexualität zum Thema – so auch im Musikbusiness. Bekannte Gesichter der Popkultur zeigten sich androgyn, spielten mit Geschlechterbildern und stellten die traditionelle Männerrolle in Frage. Elton John und George Michael sind zwei wichtige Gay-Ikonen aus der Zeit, die die Befreiungsjahre am eigenen Leib erlebt und dabei zwei unterschiedliche Wege in ihrem Coming-Out-Prozess eingeschlagen haben.

Elton John

Elton John gehörte zu den bedeutendsten Namen, die die 70er Bühne revolutionierten. Den Startschuss für die Erfolgskarriere gab 1970 die zweiten Single-Auskoppelung „Your Song“ aus seinem zweiten Album „Elton John“. Mit glitzernden Overalls, übergroßen Sonnenbrillen und Plateauschuhen dominierte der britische Musiker von da an nicht nur die Popszene seines Heimatlandes, sondern brach auch in der USA zahlreiche Chartrekorde und stieg rasch zum Superstar empor. Ohne seine Extravaganz aufzugeben, verkaufte der Paradiesvogel Millionen von Alben, trat in überfüllten Konzertsälen auf und kassierte mit spektakulären Performances in Las Vegas, unter anderem im legendären Casino des Hotels Golden Gate, Rekordgagen ein.

Bezüglich seiner sexuellen Orientierung wusste jeder Bescheid. In den 70ern lebte er in einer Beziehung mit seinem Manager und verspürte keinen Bedarf dies aktiv zu verstecken. Doch als geschickter Geschäftsmann nahm er das Wort „schwul“ zu Beginn in der Öffentlichkeit nicht in den Mund. Bereits damals besaß er eine breit gefächerte Fangemeinde. Ein zu frühes Coming-Out hätte sicherlich das Missfallen seiner konservativen Fans hervorgerufen und seiner Karriere geschadet.

Den ersten Schritt in der Richtung wagte der „Rocketman“ 1976 in einem Interview für die Musikzeitschrift Rolling Stone. Er outete sich als bisexuell, was damals einem wahren Tabubruch entsprach. Denn, obwohl viele Stars mit der Bi- und Homosexualität kokettierten, gab es nur wenige Namen die direkt über ihre sexuelle Orientierung in der Öffentlichkeit zu sprechen wagten.

Zur Überraschung aller heiratete Elton John jedoch 1984 ganz traditionell mit der Tontechnikerin Renate Blauel. Die Ehe währte nur vier Jahre. Nach der Scheidung beendete der Star schließlich mit einem klaren Bekenntnis zu seiner Homosexualität die ewige Debatte um seine sexuelle Orientierung.

Und dabei blieb es nicht. Tief bewegt vom Tod des Queen-Sängers Freddie Mercury und des Aktivisten Ryan White gründete er zudem die Elton John AIDS Foundation, die sich bis heute akribisch dem Kampf gegen die Immunschwächekrankheit widmet.

Privates Glück fand Elton John 1993 auf einer Halloweenparty, wo er den kanadischen Filmemacher David Furnish kennenlernte. Sie entwickelten sich zum Vorzeigepaar für die gleichgeschlechtliche Liebe. Jedes neu gegeben Recht, wurde vom Paar ohne Zögern wahrgenommen. Erst gingen sie eine eingetragene Partnerschaft ein, dann folgte die Hochzeit kurz nachdem in England und Wales die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert wurde und schließlich adoptierte das Paar zwei Kinder, um das Familienglück zu perfektionieren.

George Michael

Ein weitaus turbulenteres Coming-Out-Prozess erlebte George Micheal. Seine sexuelle Orientierung sowie Liebestragödien waren wichtige Gründe, warum er die Höhen und Tiefen des Popgeschäfts durchlaufen hatte wie kaum eine andere Persönlichkeit aus der Musikszene.

Erste Bekanntheit erlangte George Michael als Mitglied der Popgruppe Wham!, die in der ersten Hälfte der 80er Jahre zehn Top-10-Hits in Großbritannien landete sowie über 25 Millionen Alben verkaufte. Kurz nachdem die Gruppe auseinanderbrach, veröffentlichte Michael sein Soloalbum „Faith“. Das Erfolgsstück wurde nicht nur ein Kassenschlager, sondern mit zwei Grammy Awards auch musikalisch das erfolgreichste Werk des Publikumslieblings. Wie viele Künstler seiner Generation hatte auch er sich dem traditionellen Männerbild dem Rücken gekehrt. Sanfte Blicke, freche Moves und romantische Songs waren die dominierenden Elemente seines Images. Während dieser Zeit war sich der Star sicher, dass er zumindest bisexuell war. Dennoch wurde ihm vom Coming-Out abgeraten. Die Bedenken damit seine Karriere zu ruinieren waren viel zu groß, vor allem, weil sein Image als romantischer Glamourboy von vielen weiblichen Fans bewundert wurde.

In den folgenden Jahren konnte George Michael weder sein Erfolg noch sein Image aufrechterhalten. Streitigkeiten mit der Plattenfirma, ruinierte Konzertauftritte und Drogeneskapaden überschatteten seine Karriere. Damals von der Öffentlichkeit versteckt, durchlebte der Star nach dem AIDS-Tod seines Lebensgefährten Anselmo Feleppa, eine persönliche Lebenskrise, die seine Produktivität stark beeinträchtigte. Letztendlich erfuhr die ganze Welt nicht von ihm, sondern nach einer Festnahme wegen unsittlichen Handelns, über seine sexuelle Orientierung. Er wurde in einer öffentlichen Toilette in Los Angeles mit einem Mann erwischt. 

Dies war für den ehemaligen Superstar ein aufrüttelndes Erlebnis. Er nahm nicht nur seine Karriere wieder in Angriff, sondern begann offen über gleichgeschlechtliche Liebe, Partnerschaften und Sex zu sprechen. Hinzukam das aktive Engagement für LGBT-Rechte sowie AIDS-Kranke, das er bis zu seinem Tod in 2016 zu Ehren seines verstorbenen Partners Feleppa fortführte.

Elton John und George Micheal sind zwei bewundernswerte Ikonen der Popkultur, die auf unterschiedlicher Art und Weise ihr öffentliches Image mit der Homosexualität vereinbaren versuchten. Mit schrillen Outfits und extravaganten Auftritten versicherte sich Elton John bereits in der Anfangsphase seiner Karriere eine stillschweigende Toleranz für seine sexuellen Orientierung. Durch ein öffentliches Bekenntnis beendete er letztendlich höchstpersönlich sein langwieriges Coming-Out-Prozess. George Michael dagegen entschied sich lange für eine Geheimhaltung. Erst durch einen Skandal wurde bekannt, dass der Star homosexuell war. Trotz der unterschiedlich eingeschlagenen Wege leisteten jedoch beide Popstars einen wichtigen Beitrag zur zunehmenden Akzeptanz der LGBT-Bewegung in der Öffentlichkeit, die ab den 70er Jahren deutlich an Fahrt aufnahm und bis heute fortgeführt wird.  

Das beste Sexspielzeug für Männer

All you need

Normal oder Super: Ein Detail zu »All you need«