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Die CSU geht 2016 auf Kuschelkurs mit Homos. Weshalb wir skeptisch bleiben sollten

Gibt es Homosexuelle in der CSU? In Zeiten sinkender Mitgliederzahlen wollen liberale Politiker ihrer Partei seit Kurzem zu einem modernerem Antlitz  verhelfen. Ihr Posterboy heißt Patrick Slapal, 27, stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union in München-Schwabing. Er ist einer der wenigen offen schwulen Mitglieder seiner Partei. Ein Überblick

Ein Treffen für homosexuelle Parteimitglieder am Rande eines CSU-Parteitags zu organisieren, kann durchaus als ein gewagtes Unternehmen bezeichnet werden. Doch so geschah es in diesem November in München. Wir erinnern uns: Es ist noch nicht lange her, gerade einmal drei Jahre, da griff Alexander Dobrindt, damals Generalsekretär seiner Partei, tief in die Vorurteilsschublade.

Aus der Mottenkiste zauberte er damals (sinngemäß) folgendes bezaubernde Statement: Wenn homosexuell Verpartnerten die gleichen Rechte zustünden, wie heterosexuell Verheirateten, würde das die Familie abwerten. Es gelte darum die stille Mehrheit vor einer schrillen Minderheit zu schützen. „Einzelgruppen dürfen nicht den Ton angeben“, schloß er sein Statement. Homosexuelle als „schrille Minderheit“ – gerade dieses Stamente machte damals Furore und zwar weit über die queeren Medien hinaus.

Mit 14 schon CSU Mitglied – Wird Patrick Slapal jetzt das erste Homo-Sternchen seiner Partei?

Menschen wie Patrick Slapal dürfte damals ein deftiger Schock in die Glieder gefahren sein. Dass sich Homosexuelle in der CSU am Abend nach dem Parteitag in ungezwungener Runde treffen können, ist nicht selbstverständlich und vor allem Slapals Verdienst. In der Partei gibt es wohl kaum jemanden, der wie Slapal das Zeug dazu hätte, zum Homo-Sternchen seiner Partei aufzusteigen.

Mit gerade einmal 14 Jahren sei er Mitglied der Union geworden, erzählt der Politiker in Interviews gern. Die CSU sei damals einfach diejenige Partei gewesen, deren Inhalte ihn am stärksten ansprechen. Eine Ahnung davon, schwul zu sein, habe er damals noch nicht gehabt, sonst hätten ihn vielleicht die extrem traditionellen Wertvorstellungen abgeschreckt.

Beruflich ist Slapal Assistent der Geschäftsführung beim Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen in München. Beobachter glauben, dass er derzeit das Jahr 2016 in puncto Gleichstellung und Akzeptanz von Vielfalt in der CSU vorbereite: „Wir wollen gezielt in den Parteigremien Einfluss nehmen für unsere Belange“, zitiert ihn die Badische Zeitung heute.

CSU: Von schrillen Minderheiten zu „schwulen Rebellen“

Klar ist für den liberalen Flügel der CSU offenbar, dass die Partei ihr Image aufpolieren muss, wenn sie in den Großstädten attraktiv und wählbar sein will. Das sieht auch der Vorsitzende der Kommission, die derzeit das Grundsatzprogramm für 2016 überarbeitet, so: „Schwule Rebellen“, schreibt die Badische Zeitung, lehne Markus Blume nicht ab. Gemäß dem alten Schlachtruf der Mutterpartei „Toleranz ja, Ehe nein“, möchte der Vorsitzende den Begriff der Ehe aber auch weiterhin nicht auf homosexuelle Partnerschaften ausgedehnt wissen.

Für den „schwulen Rebell“ Slapal stellt das aber offensichtlich kein Problem dar: „Wir wollen auch auf unsere Gegner zugehen“, betont er in einem aktuellen Interview mit der Bayerischen Staatszeitung. Das Auftakttreffen seines christsozialen Homosexuellen-Netzwerkes am Rande des Parteitags wertet der Politiker darin als sehr gut.

Rund 20 Parteifreunde aus allen Altersklassen seien an dem Abend in einer Münchner Wirtschaft zusammengekommen. „Hauptsächlich Männer und sogar eine Hetero-Frau“, freut sich der Initiator. Seine Aussage zeigt, dass es vor allem lesbische Frauen nach wie vor eher schwer haben in der Partei.

Angst vor Zwangsoutings auf Ämtern als Argument für die Homo-Ehe

Die Bayerische Staatszeitung konstatiert, dass viele CSUler von der Diskussion um die Homo-Ehe genervt seien und will deshalb von Slapal wissen, warum denn die Eingetragene Lebenspartnerschaft nicht ausreiche. Die Antwort des Interviewten ist dabei fast so etwas wie ein Schlag ins Gesicht von engagierten LGBT-Aktivisten: Wenn nämlich auf Ausweisdokumenten das Wort „verpartnert“ statt „verheiratet“ auftauche, käme dies in etwa einem Zwangsouting gleich, meint Slapal: „Das möchte nicht jeder. Auch deshalb nicht, weil Diskriminierung noch immer weit verbreitet ist“, weiß er zu erklären.

Dass dem Initiator eines Homo-Netzwerks adhoc keine besseren Argumente zur Erweiterung des Ehebegriffs einfallen, ist mindestens als traurig zu bezeichnen. Es zeigt vor allem, in welchem Umfeld man sich als Homosexueller in der CSU nach wie vor bewegt, was man sagen kann und was man aus Rücksicht auf konservative Geister besser zurückhält. Vermutlich wird sich daran auch so schnell nichts ändern und schon gar nicht bereits 2016.

Das Argument, nicht geoutet werden zu wollen, werden die Konservativen der Partei sicher gut nachvollziehen können. Für Schrankschwule- und Lesben der Partei mag das eine beruhigende Vorstellung sein: Verheiratet mit dem oder Liebsten sein und trotzdem ungeoutet bleiben.

Dass aber beispielsweise ein Kind, das in einer nicht-heterosexuellen Familie aufwächst dem nichtleiblichen Elternteil gegenüber Versorgungsansprüche gelten machen können sollte, ja – dieses Argument muss man seinen Parteigenossen erst einmal schmackhaft machen können. Und so bleibt (dem Herrgott sei Dank!) in der bayerisch-chrsitlichen Partei wohl erstmal alles wie gehabt.

Featured Image: digital cat/CC-BY

 

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