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CSU-General Dobrindt: Dumpfes Auftreten und sinnfreie Statements

Gäbe es eine Stellenbeschreibung für den CSU-Generalsekretär, dann müsste da wohl unbedingt drin stehen: „Sie müssen lauter sein als andere!“ Wahlweise: „Einen wirklichen Sinn muss das, was Sie sagen, nicht zwingend haben!“ Alexander Dobrindt hält sich in seiner Amtsführung strikt an solche Profile, denn er ist laut und substanzlos.

Er ist dabei einer dieser Politikertypen, die sich gerade in Wahlkampfzeiten für nichts zu schade sind. Und in Bayern ist Wahlkampf. Da wird geholzt, gespuckt und getreten das die Schwarte kracht, und aktuell sind es gerade die Grünen, die im Mittelpunkt von Dobrindts Tiraden stehen.

Substanzlos ist etwa Dobrindt Gerede über die angeblichen Folgen grüner Steuerpläne. So schrieb Dobrindt in der Agitationspostille „Bayernkurier“, das eine Alleinverdienerfamilie bereits mit einem Bruttoeinkommen von 3.000 Euro höhere Steuern zahlen müsste.

Steuerexperten bestreiten das energisch, und Dobrindt bleibt – natürlich – schlüssige Antworten darauf schuldig, wie er denn auf solche Rechenexempel gekommen ist. Wohl um von seinen zweifelhaften Rechenkünsten abzulenken, fährt Dobrindt derzeit noch eine zweite Schiene.

Er nutzt die Debatte um das Wirken von Kinderschändern bei den Grünen in den 1980er Jahren, um daraus Stimmen für die CSU zu machen. Genüsslich verweist er darauf, wie grüne Spitzenpolitiker gegen die Katholische Kirche wetterten, nachdem die ersten Missbrauchsfälle ruchbar wurden, und nun in der Tat ziemlich alt aussehen.

Insbesondere dem Grünenpolitiker Volker Beck pullert Dobrindt dabei ständig ans Bein, was dem General Freude bereiten dürfte, denn Schwule wie Beck kann Dobrindt ja auch nicht sonderlich leiden.

Dobrindts Art in der politischen Auseinandersetzung ist perfide

Und so sondert er quasi alltäglich wilde Pressestatements gegen Beck ab, die im Wesentlichen nur einen Sinn verfolgen: Beck zumindest in die Nähe von Päderasten zu rücken, und die Art und Weise, wie er das macht, ist unerträglich perfide.

So fordert Dobrindt Beck auf, seine Rolle bei der 1987 aufgelösten „Landesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle“ offenzulegen. Das Problem: Es gibt diese Rolle nicht. Hätte Dobrindt ordentlich recherchiert, woran er ja kaum Interesse haben dürfte, dann hätte er herausgefunden, dass Beck zu dieser Zeit keine maßgebliche Rolle in dieser unsäglichen Arbeitsgemeinschaft gespielt hat.

Und dass Dobrindt mit seiner Beck-Kritik bewusst oder unbewusst Homosexualität und Pädophilie in einen Kontext bringt, wird für ihn ein angenehmer Nebeneffekt sein. Man muss Volker Beck nicht mögen. Aber das mit Alexander Dobrindt ein besonders abstossendes Exemplar in der deutschen Politik herumirrt, dabei konsequent dumpf in seinem Auftreten ist und weitgehend sinnfrei in seinen Äußerungen, das, ja das muss man auch sagen dürfen!

Foto: CSU

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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