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Sexuelle Vielfalt: Wie schwul darf Unterricht sein?

Das Land Baden-Württemberg will künftig das Element Sexuelle Vielfalt stärker an den Schulen im Unterricht verankern, was nicht wenige Kritiker in Rage bringt. Das Saarland macht vor, dass die baden-württembergischen Pläne durchaus Sinn machen und darüber hinaus akzeptiert werden.

Saarland: Sexuelle Vielfalt akzeptiert

Gegen eine stärkere Vermittlung von Sexuelle Vielfalt im Bildungsplan 2015 an den baden-württembergischen Schulen wird besonders im Internet mobil gemacht, insbesondere in den sozialen Netzwerken wie Facebook, aber auch auf dem Portal OpenPetition.de. Die „Qualität“ der Beiträge dort lässt ab und an darauf schließen, dass hier insbesondere konservativ-kirchliche und rechtsextreme Gruppierungen Front machen: „Sexuelle Vielfalt = Gehirnwäsche unserer Kinder“ etwa steht da, „Schwule sind behindert!“ oder „Unsere Kinder werden verführt zu Sachen, die sie nicht kennen und sicher auch nicht wollen!“ Mit „Sachen“ ist insbesondere die Homosexualität gemeint, es eint die Kritiker weitgehend, dass man befürchtet, durch die Verankerung des Bereichs Sexuelle Vielfalt „Kinder schwul zu machen“. Problem: Das SPD-geführte Kultusministerium hat es bisher nur unzulänglich geschafft, deutlich zu machen, dass es in erster Linie darum geht, Schüler dahingehend zu sensibilisieren, dass es auch andere Partnerschaftsformen als die zwischen Mann und Frau gibt. Dass eine solche Sensibilisierung aber klappen kann, zeigt das kleine Saarland, wo entsprechende Verordnungen von der Bevölkerung angenommen und sogar gutgeheißen werden.

Sexuelle Vielfalt = Ausdruck sexueller Identität

Im Saarland sind die Richtlinien zur Sexualerziehung an den Schulen im Juni 2013 verändert worden. Grundlage dafür war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre 1977 (!), nachdem Sexualerziehung zum natürlichen Erziehungsrecht der Eltern gehört, der Staat jedoch aufgrund seines Erziehungs- und Bildungsauftrags berechtigt ist, Sexualerziehung in der Schule durchzuführen. Die Sexualerziehung im Saarland begründet sich im Wesentlichen auf der Überzeugung, wonach „Hetero-, Bi-, Homo-, Trans- und Intersexualität gleichwertige Ausdrucksformen des menschlichen Empfindens und der sexuellen Identität sind“, heisst es in der Präambel der entsprechenden Verordnung der Landesregierung. Konkret gehe es darum, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu eröffnen, sich mit unterschiedlichen sexualethischen Anschauungen auseinanderzusetzen, um ihnen eine persönliche und selbstbestimmte Lebensgestaltung zu ermöglichen, heißt es weiter. Das will zwar auch die baden-württembergische Landesregierung erreichen, doch der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Bundesländern ist: Im Saarland gab und gibt es kaum nennenswerte Proteste. Im Gegenteil, Umfragen saarländischer Medien zeigen, dass diese Verordnung vollumfänglich akzeptiert wird von der Mehrheit der befragten Saarländern. Dies liegt sicherlich auch an der Öffentlichkeitsarbeit im Saarland, die im Gegensatz zu Baden-Württemberg in wesentlichen Punkten sehr konkret ist. Während sich die Menschen im Ländle überfahren fühlen von Sexuelle Vielfalt, hat man in der saarländischen Bevölkerung sehr konkret aufgezeigt, warum das Element Sexuelle Vielfalt so wichtig ist. So sei etwa die Suizidrate bei Jugendlichen, die mit ihrer (Homo)Sexualität nicht klar kämen, sehr hoch, was es durch einen entsprechenden Unterricht an den Schulen zu verhindern gelte.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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