Wieder einmal gibt es eine neue Theorie. Verschiedene Internetportale, u.a. aponet.de, berichten von einer am 3. April 2017 im Fachblatt »Archives of Sexual Behavior« veröffentlichten Studie des US-amerikanischen Kinsey-Instituts, nach der Hormonbehandlungen während der Schwangerschaft verstärkt zu Homo- und Bisexualität der Neugeborenen führen sollen.
Verantwortlich sei insbesondere das Hormon Progesteron (Gelbkörperhormon), das den Menstruationszyklus mitträgt und die Schwangerschaft aufrechterhält. Es wird zwar in den Eierstöcken und der Nebennierenrinde gebildet – Frauenärzte empfehlen aber die zusätzliche Einnahme von Progesteron-Präparaten, um die Gefahr von Fehlgeburten zu verringern.
Für die in Dänemark durchgeführte Studie wurden zwei Gruppen mit jeweils 17 Frauen und Männern gebildet, von denen eine aus Probanden bestand, deren Mütter während der Schwangerschaft zusätzlich Progesteron eingenommen hatten.
In der Kontrollgruppe hatte es keine künstlichen Hormongaben gegeben. Alle Mitglieder beider Gruppen waren zwischen 20 und 30 Jahre alt und sexuell aktiv. Sie wurden zu ihrem Beziehungs- und Sexualleben befragt und sollten auch Angaben zu eventuellen gleichgeschlechtlichen Erfahrungen machen.
Zahlen der Kontrollgruppe nicht veröffentlicht
In der Progesteron-Gruppe zeigten laut der Veröffentlichung mehr Probanden als nicht-heterosexuell. 17,6% (6/34) Probanden waren bisexuell, 29,4% (10/34) homosexuell und 24,2% (8/32) gaben an, schon mindestens einmal gleichgeschlechtliche Erfahrungen gesammelt zu haben.
Auch wenn die Vergleichszahlen der Kontrollgruppe nicht veröffentlicht wurden, leiten die Forscher daraus ab, dass Hormonbehandlungen eine prägende Rolle für das werdende Kind spielen können. Progesteron ist an der Entwicklung der Nerven wie auch an der Ausbildung weiterer Sexualhormone, darunter auch Steroidhormone, beteiligt.
Für Studienleiterin June Reinisch ist das Ergebnis dennoch klar: Die Gabe von Progesteron während der Schwangerschaft scheine die nichtheterosexuelle Selbstidentifikation und die Anziehungskraft zum eigenen oder zu beiden Geschlechtern zu erhöhen.
Homosexualität hat es schon immer gegeben
Inwiefern es tatsächlich einer externen Hormongabe bedarf oder ob die Ausschüttung im weiblichen Körper genügt, lässt sich mit der zahlenmäßig recht übersichtlichen Studie nicht abschließend klären. Es ist allerdings eine unbestreitbare Tatsache, dass es schon homosexuelle Menschen lange vor der Behandlung mit künstlichen Hormonen gab.