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CSD-Route steht fest. Weitere Absagen

© Klafubra /CC-BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Der Vorstand des Berliner CSD e. V. hat gestern in einer Pressekonferenz im Hotel „Ellington“ die Route für den CSD 2014 vorgestellt. Diese führt am 21. Juni vom Kurfürstendamm (Höhe Knesebeckstraße) über Wittenberg- und Nollendorf- zum Lützowplatz, und von dort zur CDU-Bundeszentrale an der Klingelhöferstraße. Anschließend geht es weiter über die Hofjägerallee bis hin zur Siegessäule. Die Hofjägerallee ist dann auch der zentrale Ort des CSD-Finales. Am Tag zuvor findet ab 20 Uhr die sogenannte STONEWALL GALA im Deutschen Theater mit der Verleihung des SOUL OF STONEWALL AWARDS statt, der Verein rechnet mit 600 Gästen, der Preis geht an die beiden internationalen Aktivisten Dorothy Aken’Ova sowie Peter Gary Tatchell. Nominiert für den Publikumspreis sind „Enough is Enough – Open your Mouth!“, das Projekt „Regenbogenfamilien des LSVD Berlin-Brandenburg“ sowie das Veranstaltungszentrum „Schwuz“. Frau Aken’Ova ist eine nigerianische Menschenrechtsaktivistin, die sich in ihrem Heimatland für die Rechte verschiedenster Gruppierungen einsetzt. Ihre momentane Haupttätigkeit als Leiterin von INCRESE (International Center for Reproductive Health and Sexual Rights) findet weltweite Anerkennung.

Personelle Konsequenzen für Robert Kastl?

Der Brite Peter Gary Tatchell wiederum nimmt im Kampf um Menschenrechte kein Blatt vor den Mund. Seit nunmehr 47 Jahren organisiert er Aktionen, um seinem Lebensziel näher zu kommen: der hundertprozentigen Gleichstellung von LGBT-Menschen. Vereinsvorstand Reinhard Thole machte deutlich, dass der CSD in diesem Jahr weiterhin CSD heiße und nicht, wie ursprünglich geplant, STONEWALL. Gleichwohl halte man an diesem Etikett fest, was sich daran erkennen lässt, dass die Gala unter dem Namen STONEWALL stattfinden wird. Nach Angaben des Vorstands des Berliner CSD e. V. habe es keine Absagen von Sponsoren gegeben, die man konkret dem monatelangen Streit mit Teilen der LGBT-Community zuordnen könnte. Auf die Frage einer Journalistin, warum es überhaupt zu dem Zerwürfnis mit weiten Teilen der Community kommen konnte, sagte Thole, dass dies dem Vorstand leid tue, doch sei die Schuld nicht einseitig zuzuordnen. Auch gäbe es den Wunsch sowie konkrete Pläne, auf den kritischen Teil der Community zuzugehen. Auf die Frage von Queerpride.de, ob es nach dem CSD personelle Konsequenzen für den hauptamtlichen Geschäftsführer Robert Kastl geben werde, der diese Pressekonferenz nach vier Minuten „wegen dringender Termine“ wieder verließ, antwortete Thole ausweichend und verwies auf eine Klausurtagung, die „zeitnah“ nach dem CSD stattfinden werde. Gleichwohl könne man die Zerwürfnisse mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), sowie den Abgeordneten Tom Schreiber (SPD) und Stefan Evers (CDU), sowie dem Bezirksamt Mitte oder dem Friedrichstadtpalast „nicht alleine Robert Kastl zuschreiben“, so Thole. Der gesamte Vorstand sei hier in der Verantwortung.

„Teilnehmerflucht“ beim Berliner CSD 2014

Im Verlaufe der Pressekonferenz wurde dann bekannt, dass es beim Berliner CSD 2014 zwei weitere Absagen aus der Berliner und der internationalen Community gibt. „Brasileuro“ eine brasilianisch-europäische Kulturorganisation, die sich seit dreizehn Jahren schon am Berliner CSD mit insgesamt 20 Fahrzeugen beteiligt, wird 2014 nicht mehr dabei sein. Ebenso winkt das Medium „GayMaxx“ ab. Henry Jaworek (GayMaxx) und Ralf Gregor Lipus (Brasileuro) begründeten diesen Schritt in einer gemeinsamen Erklärung mit einer „Missachtung der Forderungen der zurückliegenden CSD-Foren“. Weiterhin sei der Verein „Berliner CSD e. V.“ verantwortlich für eine Spaltung der Community, die geradezu „forciert“ werde, sowie „extrem hohe Truckanmeldegebühren.“ Deshalb habe es 2014 gar eine „Teilnehmerflucht“ gegeben, 2013 hätten 48 Trucks am CSD teilgenommen, aktuell jedoch lägen nur rund 20 Anmeldungen vor, so Jaworek und Lipus.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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