Vor wenigen Tagen outete sich der Footballer Michael Sam als homosexuell. Er ist nicht der erste Sportler der sich als schwul outet und auch nicht der erste Football-Spieler, aber er wird der erste aktive und offen schwule Profi in der National Football League sein.
Natürlich zeigte auch Ex-Bundesligaspieler Thomas Hitzlsperger mit seinem öffentlichen Outing Mut. Doch während sich die ehemaligen Profi-Sportler nach einer kurzen Zeit der medialen Aufmerksamkeit wieder zurückziehen können, bleibt der 24-Jährige Sam im Rampenlicht. Er steht aktuell vor dem Sprung in die Profiliga NFL, seine Karriere ist noch nicht beendet, sie nimmt erst so richtig an Fahrt auf. Gerade deshalb ist sein Outing noch um einiges mutiger, als das vieler anderer ehemaliger Sportler. Doch trägt er den Druck nicht allein, durch sein Coming Out überträgt er diesen nun an andere Stellen.
An die Vereine der NFL zum Beispiel. Diese suchen sich im April ihr Team zusammen. Welcher Klub wird trotz des zu erwartenden Medienrummels und möglicher Unruhen mit anderen Mitspielern den so talentierten Verteidiger unter Vertrag nehmen? Oder stellen sich die Vereine als feige und mit Vorurteilen behaftet heraus und niemand wählt Michael Sam aus?
Wie reagieren die zukünftigen Mitspieler? Was wenn beispielsweise die New Orleans Saints, Sam bei sich aufnehmen? Wie reagiert deren Linebacker Jonathan Vilma, welcher erst kürzlich erwähnte, wie unangenehm es ihm wäre, im Umkleideraum und unter der Dusche neben einem schwulen Mitspieler zu stehen? Oder Chris Culliver von den San Francisco 49ers, der öffentlich die Auffassung vertrat, schwule Footballer sollten es für sich behalten, „bis zehn Jahre nach Karriereende“? Bei den Outings der bisherigen Profis haben Sympathiebekundungen ausgereicht. Nun wird aber tatsächlich gelebte Toleranz erwartet.
Die Entscheidung sich gleich zu Beginn der eigenen Karriere öffentlich zu outen ist für die NFL die Chance zu zeigen, dass Homosexualität im Sport keine Rolle spielt, dass Michael Sam genauso ein Sportler, Kamerad und Rivale wie jeder andere ist und das es durch seine Anwesenheit keine Probleme in der Umkleidekabine gibt. Die Hoffnung ist da und es wäre ein starkes Zeichen für alle Sportarten und Sportler sowie deren Manager und Vereine. Es wäre ein weiterer Schritt zum normalen Umgang mit Homosexualität in der Öffentlichkeit.