in

Berliner Grüne veröffentlichen Bericht über Pädophilie in eigenen Reihen

Pädophilie Berliner Grüne Daniel Wegener und Bettina Jarasch
@ queerpride

Die Berliner Landesverband der Partei Bündnis90/Die Grünen stellte heute auf einer Pressekonferenz den Bericht der Kommission zur Aufarbeitung der Pädophilie und sexualisierter Gewalt gegen Kinder vor. Thematisch geht es hier um den Zeitraum von der Gründungsphase bis in die 1990er Jahre.
Gleich zu Beginn räumte Landesvorsitzende Bettina Jarasch ein: „Wir schämen uns für das institutionelle Versagen innerhalb der Partei in den vergangenen Jahren.“ Erst seit Mitte der 90er Jahre gab es ein entschiedenes Vorgehen der Grünen gegen die Verbreitung pädosexueller Inhalte von Mitgliedern und Delegierten. Die Aufklärung zum gesamten Themenfeld fing erst vor einigen Jahren, mit den aufkommenden Missbrauchsfällen innerhalb der katholischen Kirche an. Doch steht hier die Suche nach Opfern erst am Anfang. Die Vorstellung des Berichts, so Jarasch, markiere dabei nicht ein Ende der Aufarbeitung. Es werden weiter Informationen gesammelt und mögliche Opfer sind aufgerufen, sich mit der Kommission oder den entsprechenden Opferverbänden in Verbindung zu setzen. Jarasch bemerkte, bisher habe sich bereits ein Betroffener gemeldet.

Pädophilie: Erschreckende Inhalte im Bericht der Kommission

Der Landesvorsitzende Daniel Wesener äußerte sich: „Die Partei trägt die volle Verantwortung“. Wichtig sei zu erkennen, dass nahezu alle aufgestellten Forderungen im Pädophilie-Bereich vom schwulen Bereich der Alternativen Liste (die Vorläufer der Berliner Grünen) ausgingen. Persönliche Worte findet Wegener: er selbst als schwuler Mann findet es erschreckend, dass queere und pädosexuelle Forderungen zwei Seiten derselben Medaille gewesen seien. Er sei glücklich über das, was die Schwulenbewegung für die gesellschaftliche Anerkennungvon LGBTI*-Menschen geleistet habe.

Zwei wesentliche Erkenntnisse führt der Bericht zutage. Die damaligen Strukturen und die Organisationsform der Alternative Liste trugen mit dazu bei, dass sehr lange Zeit Pädosexuelle mit ihren Aktivitäten und Forderungen im parteipolitischen Rahmen aktiv sein konnten. Für eine Mitarbeit war keine Parteimitgliedschaft erforderlich, die einzelnen Gruppen agierten weitgehend autonom und basisdemokratisch. Die Führungsgremien der Alternativen Liste übten nur eine Moderation, jedoch keine Leitung aus. Die wenig bekannten Gegenpositionen wurden von der Gruppe der Kreuzberger Frauen in der AL immer wieder vertreten, aber fanden kaum Gehör.

Finanzielle Entschädigung geplant

Der Berliner Landesverband plant auch eine finanzielle Entschädigung für institutionelle Opfer und beteiligt sich an der Opferanlaufstelle. Gemeinsam mit Betroffenen soll überlegt werden, welcher Weg der Aufarbeitung gegangen werden kann. Hierbei wird es auch eine enge Kooperation mit dem Bundesvorstand zum weiteren Umgang mit Betroffenen geben. Der Bericht des Bundesverbandes ist dazu auch noch nicht abgeschlossen.

Der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wieland bemerkte, dass die Partei damals hier versagt habe. Wieland sagte, es wurde nichts unter den Teppich gekehrt oder irgendwelche geheimen Berichte vorenthalten. In der damaligen Zeit interessierten sich die Medien nur für die grünen mainstream-wirksamen Themen, wie beispielsweise die Forderung nach einer autofreien Stadt Berlin. Das Thema Pädophilie in den Reihen der Grünen fand hier nicht weiter Beachtung.

In der Berichterstattung des Tagesspiegels und einiger anderer Medien geisterte in den letzten Tage eine Zahl von bis zu 1.000 Opfern herum. Dies bezog sich auf eine Aussage von Thomas Birk, seines Zeichens queerpolitischer Sprecher der bündnisgrünen Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Dabei handele es sich um keine Zahl aus dem Kommissionsbericht, sondern um eine Spekulation, bezogen auf die Täterstruktur innerhalb der vernetzten alternativen Szene gesamt in Berlin. Dies wurde auch schon im März klargestellt, fand jetzt aber offenbar wieder fälschlicherweise den Weg in die Medien.

Bettina Jarasch betonte, es werde kein Skandalisieren über eventuelle Opferzahlen geben. Die wirkliche Aufklärung rücke sonst in den Hintergrund.

Wie Lutz Volkwin, Mitbegründer des Vereins Hilfe für Jungs e.V., der auch der Kommission Aufklärung angehörte, anmerkt, fehlen weiter umfassende Angebote für Jungen, die Opfer von sexuellem Missbrauch wurden. In den Medien findet bisher eine Diktion und Berichterstattung zu sexuellem Missbrauch von Mädchen statt. Wenn es thematisch um Jungen geht, wird in den Medien über sexuellen Missbrauch von Kindern gesprochen. Hier fühlen sich Jungen wenig angesprochen und gehört.

Die Grünen haben eine Seite mit Informationen zu dem Thema eingerichtet.

Auf den Bericht der Kommission gehen wir in einem weiteren Artikel detailliert ein.

Written by Marco Steinert

Robert Pattinson schwul?

Aktenzeichen XY: Mörder aus der Schwulenszene?