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Aidshilfe fordert Wiederzulassung von Sexarbeit

Geld Homosexuelle
© coyot /CC0 Public Domain (via pixabay commons)

Aufgrund von Corona-Verordnungen dürfen Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in Deutschland zurzeit nicht arbeiten. Prostitutionsstätten sind geschlossen. Während andere körpernahe Dienstleistungen bereits wieder möglich sind, gibt es für die Prostitution bisher so gut wie keine Lockerungen.

Die Deutsche Aidshilfe forderte daher jetzt, Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter müssen umgehend wieder ihrer Tätigkeit nachgehen dürfen – in Bordellen, mobil und auf der Straße. Entsprechende Hygienekonzepte lägen vor. Nachbarländer wie Belgien, die Niederlande, Österreich, die Schweiz und Tschechien haben diesen Schritt bereits vollzogen.

Dazu äußert sich Ulf Kristal vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe (DAH):

„Sexarbeit darf nicht anders behandelt werden als andere Tätigkeiten mit engem Körperkontakt. Der Gleichheitsgrundsatz gilt unabhängig von moralischen Bewertungen. Niemand hat darüber zu urteilen, ob für jemand anderen ein Friseurbesuch oder ein sexuelles Erlebnis wichtiger ist.“

Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in Not

Das aktuelle Tätigkeitsverbot bringe diese Menschen in Notlagen. Viele sind ohne Einkommen, nicht wenige auch ohne Wohnraum oder Krankenversicherung. Prekäre Lebenssituationen und Abhängigkeitsverhältnisse werden verschärft.

Kundinnen und Kunden bleibt die sexuelle Dienstleistung vielfach verwehrt – was eine bedeutende Einschränkung ihrer Sexualität sein kann.

Verdrängung in unsichere Verhältnisse

Hinzu kommt: Prostitution findet trotzdem statt. Viele müssen arbeiten, um ihr Überleben zu sichern, weil staatliche Hilfen für sie nicht zugänglich sind oder nicht ausreichen. Und sexuelle Bedürfnisse lassen sich nun einmal nicht verbieten.

Die Folge: Sexarbeit geschieht im Verborgenen, wo professionelle Sicherheitsmaßnahmen wegfallen und Prävention und Hilfsangebote die Betroffenen kaum erreichen können. Die ökonomische Notlage schwächt zudem die Verhandlungsposition von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern gegenüber ihren Kundinnen und Kunden. Dumpinglöhne können ebenso die Folge sein wie der Verzicht auf Safer Sex.

Auch dazu meint DAH-Vorstand Ulf Kristal:

„Die Verdrängung in die Illegalität hat fatale Folgen. Menschen in der Sexarbeit brauchen ein sicheres Arbeitsumfeld mit fairen Regeln und rechtlicher Absicherung. Sicherheit lässt sich nur unter legalen Bedingungen herstellen. Dort lässt sich auch Infektionsschutz am besten umsetzen. Gerade jetzt, wo Infektionszahlen wieder steigen, sind klare Spielregeln wichtig.“

Entsprechende Hygienekonzepte zweier Verbände liegen vor. Im Kern basieren sie auf der Formel: Mund-Nasen-Schutz plus eine Unterarmlänge Abstand zwischen Gesichtern plus Safer Sex. Die Konzepte zeigen, dass sich Risiken auch bei der Sexarbeit reduzieren lassen. 100%ige Sicherheit wird auch in anderen Branchen nicht gefordert und wäre ohnehin illusorisch.

„Es geht zurzeit überall darum, die Bedürfnisse nach Alltag und Sicherheit so auszubalancieren, dass wir eine Weile mit der Krise leben können“, stellt Ulf Kristal fest. „Dieses Recht haben Menschen in der Sexarbeit und ihre Kundschaft auch.“

Die Mär vom Superspreader

Politische Akteurinnen und Akteure, die ein prinzipielles „Sexkaufsverbot“ in Deutschland erwirken wollen, haben derweil die Mär von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern als „Superspreadern“ in die Welt gesetzt. Das ist fachlich falsch und stigmatisiert Menschen in der Prostitution.

„Massenübertragungen gab es in Deutschland bisher durch ausbeuterische Arbeitsbedingungen, in beengten Wohnverhältnissen und in Gottesdiensten. Bei der Sexarbeit haben nur wenige Leute engen Kontakt miteinander. Und nirgendwo wird Sex mit so strikten Auflagen praktiziert wie in professionellen Bordellen,“ sagt DAH-Vorstand Ulf Kristal.

Kristal weiter: „Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter sind seit jeher Profis, wenn es darum geht, sich vor Infektionen zu schützen und daran gewöhnt, Safer Sex durchzusetzen. Sie könnten vielleicht sogar Vorbilder werden für einen unaufgeregten und vernünftigen Umgang mit dem Corona-Risiko.“

Bild: © coyot /CC0 Public Domain (via pixabay commons).

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