© Tom SchreiberDer SPD-Parlamentarier Tom Schreiber (Foto) hat im März im Berliner Abgeordnetenhaus eine schriftliche Anfrage gestellt. Unter der Überschrift „Keine Unterstützung des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) für LGTBI?“ hinterfragte Schreiber detailliert die Berichterstattung des RBB bei LGTBI-Veranstaltungen. Im Namen des Senats hat nun der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, geantwortet – die Stellungnahme liegt queerpride.de vor und zeigt unter anderem, dass Behauptungen, wonach der RBB nur unzureichend über den CSD beziehungsweise über homosexuelle Themen berichtet, nicht der Wahrheit entsprechen.
1.040 Minuten CSD-Berichterstattung. Das sind über 17,5 Stunden!
So wollte Schreiber wissen, ob es der RBB für „wichtig und notwendig“ halte, „sich für die LGBTI-Community in Berlin und darüber hinaus einzusetzen.“ Die etwas vage Antwort: Der RBB berücksichtige „alle gesellschaftlichen Gruppierungen“ in ihrer Berichterstattung, und die LTBTI-Community sei „eine gesellschaftliche Gruppierung von vielen, die in den Programmen des rbb entsprechend Berücksichtigung findet.“ So sei etwa der CSD in Berlin, das Queer-Filmfestival sowie die Preisverleihung des Teddy-Awards publizistisch begleitet worden.“ Hiernach folgt eine detaillierte Auflistung der Berichterstattung über den Berliner CSD seit 2004, aus der hervorgeht, dass der RBB alles in allem mit Wiederholungen 1.040 Minuten über die Parade berichtet hat. Dies sind über siebzehneinhalb Stunden. Hinzu käme unter anderem eine ausführliche Berichterstattung über Leben und Wirken des schwulen Regisseurs Rosa von Praunheim, die Schwulenszene im Prenzlauer Berg sowie unterschiedliche Reportagen und TV-Reihen, die sich mit homosexuellem Leben beschäftigt hätten. Aufgeführt sind in der Senats-Antwort zehn RBB-Beiträge, die 2014 bereits gesendet worden sind oder im kommenden Jahr noch gesendet werden sollen.
Berliner CSD 2014 live über Internetstream
Auch die aktuellen Sendungen des RBB-Fernsehens sowie der zum RBB zugehörigen Radiosender würden regelmäßig LGBTI-Themen aufgreifen, unter anderem „Homosexualität im Fußball“ beziehungsweise die Diskriminierung von LGBTI im Umfeld der Olympischen Winterspiele in Sotschi. Weiterhin wollte Tom Schreiber wissen, warum der RBB die Übertragung des CSD im Fernsehen reduziert habe. Die Antwort: Der Sender habe sich dazu entschlossen, den CSD in Berlin als Live-Übertragung via „Internet-Stream“ anzubieten, „um damit vor allem auch jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer zu erreichen.“ Der CSD werde auch in den Internetprogrammen der Radiosender „Fritz“ und „radioeins“ übertragen. Im RBB-Fernsehen werde es dann eine 45-minütige Zusammenfassung mit aktuellen Interviews und Hintergrundgesprächen geben. Sowohl die Parade als auch die Tageszusammenfassung bleibe „für mehrere Wochen in der rbb mediathek abrufbar“. Hierzu sagte Tom Schreiber zu queerpride.de: „Ungeachtet dessen fände ich es klasse, wenn der RBB zur Liveberichterstattung in seinem Fernsehprogramm zurückkehren würde!“
Teddy Award: Hier sagt der RBB nur die halbe Wahrheit…
Eine weitere Frage Schreibers behandelt das Thema, warum der RBB kein Kooperationspartner vom Teddy Award und dessen Gala mehr ist. Hier fällt die Antwort knapp und scheinbar einleuchtend aus: „Der rbb war viele Jahre Kooperationspartner des Teddy Award und hat die Gala in seinem Fernsehprogramm übertragen.“ In diesem Jahr habe sich der Veranstalter „jedoch (…) für das ZDF in Zusammenarbeit mit ARTE als Kooperationspartner entschieden.“ Wie queerpride.de aber erfuhr, ist das nicht die ganze Wahrheit. So habe der Wechsel zu ZDF/ARTE auch damit zu tun, dass der RBB für die Bereitstellung eines Übertragungswagens eine nicht unerhebliche Summe verlangt haben soll, die sich im fünfstelligen Bereich bewegt. Ungeachtet dessen könne sich der RBB aber „grundsätzlich vorstellen, den Teddy-Award und dessen Gala auch in Zukunft wieder zu unterstützen.“