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Einmalig: Parteiübergreifend harte Kritik am „Berliner CSD e. V.“

© queerpride.de

Das hat es so noch nicht gegeben: SPD, CDU, Bündnisgrüne, Linke und FDP aus Berlin und Brandenburg haben vor wenigen Minuten einen gemeinsamen Offenen Brief veröffentlicht, der harte Kritik am Vorstand des Vereins „Berliner CSD e. V.“ übt.
Der Offene Brief, der an den Vorstand gerichtet ist, fordert parteiübergreifend und einhellig, dass „die zukünftige Weiterentwicklung des Christopher Street Day von der gesamten Community getragen werden muss.“ Diesen Willen hatten zuvor schon die Abgeordneten Stefan Evers (CDU) und Tom Schreiber (SPD) auf queerpride.de geäußert. Desweiteren sei man „irritiert“ über den Prozess, der zum Beschluss des „Berliner CSD e. V.“ geführt habe, „den Demonstrationszug in ´Stonewall Parade` umzubenennen.“ Bemängelt wird auch, der Verein handele stellenweise weder demokratisch noch transparent. So sei zum Beispiel ein bereits intern vorbereiteter Beschluss unzureichend, da dieser „kurzfristig und nur formal innerhalb einer Sitzung eingebracht und abgestimmt wurde, ohne die Community und die beteiligten Vereine, Verbände und Parteien in den Entstehungsprozess einzubeziehen.“

Beim „Berliner CSD e. V.“ gibt es Demokratie- und Transparenzdefizite

Daraus folgt die in eine Frage gekleidete Kritik der Verfasser dieses Offenen Briefes am Vorstand des „Berliner CSD e. V.“: „Ein kleines Gremium entscheidet über die Namensänderung einer Gemeingutveranstaltung, mit der sich Hunderttausende identifizieren?“ Hier müsse die Antwort lauten: „Nein!“ Der Vorstand wird hiernach von den Unterzeichnern aufgefordert, „unverzüglich eine öffentliche Diskussion einzuleiten und damit die endgültige Entscheidung über die Zukunft des CSD in einem demokratischen Prozess und unter Einbeziehung aller CSD-Vereinsmitglieder, anderer beteiligter Vereine und Organisationen sowie Parteien von der von der und für die gesamte(n) Queer-Community abhängig zu machen.“
Unterzeichner und Initiatoren dieses Offenen Briefes sind die Arbeitsgemeinschaft Lesben und Schwule in der Berliner SPD (Schwusos), der Arbeitskreis Lesben und Schwule in der Union (LSU Berlin), die Landesarbeitsgemeinschaft DIE LINKE. queer Berlin-Brandenburg, die Landesarbeitsgemeinschaft QueerGrün von Bündnis 90/Die Grünen Berlin sowie die Organisation Liberale Schwule und Lesben (LiSL).

Der Offener Brief aller Parteien an den Vorstand des Berliner CSD e.V. im Wortlaut.

Hier unsere Artikel-Chronik zu den Ereignissen um den Berliner CSD:

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Bild: © queerpride.de

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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