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Russland: Weiter Schikane gegen Schwule. Hilton-Hotel in der Kritik

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Während alle Welt auf Sotschi schaute, ging eine Veranstaltung in Moskau in der öffentlichen Wahrnehmung völlig unter: Die „Open Games“, ein russisches Sportfest für Schwule. Die Teilnehmer und die Veranstaltung wurden systematisch sabotiert und gestört. Bereits im Vorfeld der Games, die inzwischen zu Ende gegangen sind, gab es für die Organisatoren Probleme. Hotels waren nicht bereit, Zimmer zur Verfügung zu stellen, weil angeblich eine Kindergruppe im Haus sei.

Besonders in die Kritik ist das an sich international ausgerichtete Luxushotel „Hilton“ geraten, dessen Management sich ebenfalls weigerte, schwule Gäste aufzunehmen, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet. Restaurants im Umfeld der Halle, wo die „Open Games“ stattfanden, weigerten sich, Reservierungen anzunehmen. Während des Events explodierte in einer Basketball-Halle eine Rauchbombe, die Polizei sah allerdings keinen Anlass, zu ermitteln, weil der mutmaßliche Täter wohl ein Mitglied des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB gewesen sein könnte. Dieser wurde kurz vor der Detonation von mehreren Augenzeugen erkannt. Bestimmte Turniere mussten wegen Bombendrohungen gänzlich abgesagt werden, so der Eiskunstläufer Konstantin Jablozkij in einem Gespräch mit der „Deutschen Welle“. Unterschiedliche Angaben gibt es über die Zahl der Teilnehmer. Immerhin: Aus elf Ländern nahmen zwischen 300 und 550 Sportler teil, die auf prominenten Zuspruch bauen konnten. So waren unter anderem die holländische Gesundheitsministerin Edith Schippers, sowie der offen homosexuell lebende Olympiasieger Greg Louganis unter den Zuschauern und überreichten Medaillen.

Erschreckend auch die Vorgänge während der Eröffnungsparty der „Open Games“, die im einschlägigen „Boyz Club“ stattfinden sollte. Die Polizei räumte die Bar, angeblich habe es eine Bombendrohung gegeben. Besucher wurden schikaniert und teilweise gewaltsam des Ortes verwiesen. Die Sportler der „Open Games“ mussten an einem geheimen Ort weiterfeiern.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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