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Nasser El-Ahmad bekommt Respektpreis und erhält bis heute Morddrohungen

Respektpreis
Screenshot: Nail polish Nightmares/YouTube

Die Geschichte des 18-jährigen Nasser El-Ahmad aus Berlin-Neukölln hat Anfang des Jahres bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Er hatte seinen Vater und einen Onkel wegen Entführung angezeigt, weil die Männer ihn wegen seiner Homosexualität in den Libanon verschleppen wollten. An der rumänischen Grenze wurden sie gestoppt. Jetzt hat das Bündnis gegen Homophobie Nasser El-Ahmad den Respektpreis verliehen.

Ebenfalls nominiert worden waren der ehemalige Kinderarzt Jörg Woweries, die Aktivistin Annet Audehm sowie eine Arbeitsgruppe der Universität der Künste. Entschieden hatte sich das sechsköpfige Kuratorium aber schließlich für den 18-Jährigen, weil er sich bis heute für Gleichberechtigung und gegen Homophobie einsetze.

„Wir brauchen mehr Menschen wie Nasser“

Gelobt wurde sein Engagement vor allem von Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD). Er habe sich mit großen Durchhaltevermögen gegen die Unterdrückung seiner Verwandten zur Wehr gesetzt und so auf das Schicksal homosexueller Menschen in streng muslimischen Familien aufmerksam gemacht. Sein Schicksal zeige, dass Zwangsehen nicht nur Frauen, sondern auch Männer beträfen. Mit seiner Lebensgeschichte sei er darum auch ein Vorbild für andere: „Wir brauchen mehr Menschen wie Nasser“.

Nasser El-Ahmad wuchs in einer libanesischen Familie im Berliner Stadtteil Neukölln auf. Als er sich vor rund drei Jahren gegenüber seinen Eltern als homosexuell outete, betäubten ihn sein Vater und ein Onkel, um den Jungen ins Ausland zu verschleppen. Vermutet wird, dass Nasser El-Ahmad dort entweder getötet oder zwangsverheiratet werden sollte. Bis heute erhält der junge Mann nach eigenen Angaben Morddrohungen aus dem Kreis seiner Familie. Vater und Onkel sind zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

LSVD: Zahlreiche lesbische und schwule Opfer

Der Respektpreis wird vom Bündnis gegen Homophobie, welches sich auf Initiative des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) gründete, verliehen. Ihm gehören Verbände und große Unternehmen, wie zum Beispiel der Deutsche Fußball-Bund, der Gewerkschafts-Bund und die Deutsche Bank an.

Nach Schätzungen des LSVD gebe es in Deutschland in Fällen von Zwangsverheiratungen durchaus zahlreiche schwule und lesbische Opfer. Aus Furcht vor drohender Gewalt in ihren eigenen Familien, für die Homosexualität völlig inakzeptabel ist, halten viele Betroffene ihre sexuelle Orientierung jedoch geheim.

In folgendem Video erzählt Nasser El-Ahmad der Berliner Drag-Queen und YouTube-Sternchen Shiaz Legz seine Lebensgeschichte:

 

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