Transvestitismus

Transvestitismus

Transvestitismus - lateinisch: trans - hinüber, vestire - kleiden. Unter dem Begriff Transvestitismus versteht man das Tragen der Bekleidung eines anderen anderen Geschlechts als Ausruck der eigenen Geschlechtsidentität - unabhängig von der sexuellen Orientierung.
Der Begriff wurde 1910 von Magnus Hirschfeld geprägt. Er beschrieb damals "alle Menschen, die, gleich aus welchen Gründen, freiwillig Kleidung tragen, die üblicherweise von dem Geschlecht, dem sie körperlich zugeordnet sind, nicht getragen wird; und zwar sowohl Männer als auch Frauen". Heute aber entspricht die Bezeichnung eher dem Begriff Transgender.
Eine erste Unterscheidung zwischen Transvestitismus und seelischem Transsexualismus traf M. Hirschfekd 1923, um das Verlangen vieler Transvestiten nach phyischer Anpassung an das andere Geschlecht zu beschreiben. Sein Text erschien in der letzten Ausgabe seines Jahrbuchs für sexuelle Zwischenstufen.

Die folgenden Begriffe werden zum Transgender-Spektrum gerechnet, die Abgrenzung zum Transvestitismus ist aufgrund wissenschaftlicher Mängel einer klaren Definition unscharf, teilweise werden die Begriffe synonym benutzt oder überschatten sich:

Cross-Dressing

Das Tragen von Kleidung eines anderen Geschlechts in der Öffentlichkeit oder auch nur privat; üblicherweise nicht in übermäßiger Form wie beim Drag. Früher wurde die Bezeichnung Transvestitismus auch für Cross-Dressing benutzt.

DWT (DamenWäscheTräger)

Im Grundsatz wie Cross-Dressing, aber regelmäßig eingeschränkt auf solche Kleidungsstücke, die unter der oberflächlichen Kleidung nicht zu sehen sind. Dies kann eine Form des transvestitischen Fetischismus sein, ebenso kann es sich aber um ein Zugeständnis an die Konformität zur Gesellschaft handeln, da diese Form gewöhnlich für Dritte unsichtbar bleibt.

Drag

Zu unterscheiden ist hierbei zwischen Dragqueens und Dragkings. Dragqueens sind anatomische Männer, die Frauen in einer extrem überzeichneten Weise darstellen. Die Bezeichnung Dragkings hingegen wird häufig für alle Menschen mit einem weiblichen Körper, die in irgendeiner Form Männlichkeit darstellen, benutzt. Dies schließt das gesamte Spektrum des Transvestitismus und einen großen Teil des Transgender-Spektrums ein.

Travestite

Die Kunstform des Transvestitismus; Darstellung einer Rolle eines Geschlechts durch Personen des anderen Geschlechts. Üblicherweise besteht bei all diesen Formen nicht der Wunsch nach einem Wechsel der Geschlechtsrolle.
Die Übergänge dazu, ebenso wie die Übergänge zwischen den obengenannten Formen, sind jedoch fließend. Insbesondere ist es nicht gerade selten, dass der Wunsch nach einem vollständigen Geschlechtsrollenwechsel durch intensives Cross-Dressing für lange Zeit kompensiert werden kann, ehe dieser durchbricht und nicht mehr kompensiert werden kann, und ein vollständiger Wechsel der Geschlechtsrolle angestrebt wird.

Transvestitismus ist laut 
ICD-10 eine psychische Störung, und wird dort unter dem Code F64.1 (Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechtsrollen) geführt. Zur Diagnose dieser Störung werden hauptsächlich drei Kriterien begutachtet:

--> Tragen gegengeschlechtlicher Kleidung, um die zeitweilige (nicht dauerhafte) Erfahrung der Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht zu erleben

--> der Kleiderwechsel ist nicht von sexueller Erregung begleite

--> der Wunsch nach dauerhafter Geschlechtsumwandlung oder chirurgischer Korrektur besteht nicht

 

Eine andere, abweichende Diagnose lautet "transvestitischer Fetischismus“. Er gilt ebenfalls als psychische Störung und wird den Paraphilien (F65.1) zugerechnet. Die Diagnosen sind umstritten, da die meisten Betroffenen, bei denen die Diagnose F64.1 (Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechtsrollen) oder die Diagnose F65.1 (Transvestitischer Fetischismus) gestellt wird, ein ganz normales, strukturiertes Leben führen. Die meisten Transvestiten sind verheiratet, gehen einer Arbeit nach und verkleiden sich ausschließlich privat. Aus diesem Grund wird ausschließlich dann eine psychische Störung diagnostiziert, wenn die Betroffenen in klinisch bedeutsamer Weise darunter leiden.

Transphobie

Viktimisierung