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Lesbische Frauen: Neue Studie zum Reiseverhalten von Lesben in Deutschland

Der schwul-lesbische Reisemarkt zählt zu den am schnellsten wachsenden Nischenmärkten der Tourismusindustrie. Touristische Dienstleistungen für Schwule und Lesben werden von der Bevölkerung jedoch kaum oder gar nicht wahrgenommen, sind selten Teil der Werbung oder der Presse. Nichtsdestotrotz haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte immer mehr Angebote entwickelt, die auf die Bedürfnisse und Wünsche schwuler und lesbischer Touristen reagieren. Aber wie kam es dazu?

Um diese Frage beantworten zu können, ein kleiner Rückblick: Homosexuelle Reisende sind natürlich kein neues Phänomen, sondern können anhand von Reiseberichten bis ins 17. Jahrhundert, wenn nicht sogar weiter, zurückverfolgt werden. Aufmerksamkeit in der Tourismusbranche erfuhren sie hingegen erstmals in den 1960er Jahren in den USA, als speziell für die homosexuelle Community erste Reiseführer herausgegeben wurden. Seitdem begannen sich Homosexuelle als eigenständige Zielgruppe zu etablieren und sich vom Mainstreamtourismus zu lösen. Erste schwul-lesbische Reiseunternehmen (u.a. Ebensten) entstanden, Destinationen wie Amsterdam und Lesbos etablierten sich und Veranstaltungen von und für Homosexuelle(n) und Freunde(n) (CSD‘s, Sportevents etc.) wurden zum Publikumsmagneten.

Lesben und Schwule als DINK

Ab Mitte der 90er hat sich auch die Wissenschaft immer mehr mit dem aufsteigenden Nischentourismus beschäftigt. Ihr Resultat: Gay’s (Schwule und Lesben) gelten als vielversprechende Kunden. Sie reisen häufiger als Heterosexuelle, geben mehr Geld auf Reisen aus und bezeichnen sich selbst als sehr reisefreudig. In der Tourismusbranche nennt man homosexuelle Paare daher auch DINKs (Double Income – No Kids). Bisherige Forschungsarbeiten wurden vorrangig mit dem Interesse verbunden, eine neue Marktnische mit lukrativen Kunden näher zu untersuchen. Sie wurden aber auch von dem Interesse geleitet, die Wechselbeziehungen zwischen homosexueller Kultur, Identität und Reisen besser zu verstehen. Dabei zeigte sich: Nicht selten trägt Reisen bei Schwulen und Lesben zur Identitätsfindung bei, haben sie doch die Möglichkeit, ihre sexuelle Orientierung als Normalität zu empfinden und keine Ausgrenzung zu erfahren. Vor allem für jene, die ihre Sexualität im Alltag verstecken oder sie nur in wenigen Situationen und im Umfeld weniger Menschen ausleben können, kann der Urlaub eine entscheidende Rolle bei der Identitätskonstruktion spielen.
Außerdem ist für viele offen lebende Homosexuelle der Urlaub eine Herausforderung. So kommt es nicht selten vor, dass z.B. homosexuelle Paare nicht als solche wahrgenommen werden und bei der Buchung oder beim Check-in ausdrücklich ein Doppelbett wünschen müssen. Das ist nicht nur anstrengend, sondern auch frustrierend. Kommen dann noch abwertende Blicke oder unangebrachte Äußerungen hinzu, kann die Situation sehr unangenehm und verletzend werden.  Hinzu kommt, dass in vielen Ländern weiterhin Strafen für homosexuelles Verhalten, in einigen sogar die Todesstrafe, bestehen.
Die bisherigen Umfrageergebnisse wurden jedoch nur selten nach dem Geschlecht der Befragten getrennt, was häufig auch an dem zu geringen Anteil lesbischer Frauen lag. Somit werden zwar die meisten Erkenntnisse auf LGBT bezogen, in Wirklichkeit lassen sie aber vor allem Rückschlüsse auf den schwulen Touristen zu.

Lesbische Frauen als Touristinnen in Deutschland

Eine detaillierte Charakterisierung lesbischer Touristinnen in Deutschland fand bisher nicht statt und auch der Einfluss, den ihre sexuelle Orientierung auf den Urlaub hat, ist bisher nicht erforscht. Unklar ist weiterhin, wie sich die sexuelle Orientierung von Lesben auf die Wahl von Urlaubsort und -art oder Informationsbeschaffung auswirkt. Hat sie überhaupt einen messbaren Einfluss? Diese Forschungslücke zu schließen ist das Ziel meiner Masterarbeit, die ich derzeit an der Universität Trier verfasse.
Im Zentrum meiner Arbeit steht folglich der Versuch einer Charakterisierung der lesbischen Touristin. Ist die lesbische Touristin wirklich so reisefreudig und wohin verreist sie? Welche Überlegungen sind leitend für die Entscheidung für oder gegen einen Urlaubsort? Welche Quellen werden zur Informationsbeschaffung herangezogen? Und schließlich auch: Entspricht das bestehende Angebot für lesbische Touristinnen deren Ansprüchen?

Um eine Antwort auf all diese Fragen zu erhalten, habe ich eine anonyme Onlineumfrage geschaltet, die etwa 15 bis 20 Minuten eurer Zeit beansprucht. Erfragt werden eure Erfahrungen und Einstellungen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr viel verreist oder wenig. Wenn ihr also bis zum 29. Februar die Zeit findet daran teilzunehmen, würde ich mich sehr freuen und ihr könntet mir helfen echte Pionierarbeit zu leisten!

Hier könnt ihr an der Studie teilnehmen.

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