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Klage gescheitert: Kinder homosexueller Österreicher bleiben unehelich

flickr.com/BobbiLe Ndiaye/Rainbow Tattoo/CC-BY-ND-2.0

Die Kinder von fünf gleichgeschlechtlichen Paaren haben vor dem Wiener Verwaltungsgericht gegen das Eheverbot ihrer Eltern geklagt. Heute hat das Gericht entschieden, dass ihre Unehelichkeit keinen Makel darstellt. Erstaunlich: Selbst die österreichische LGBT-Organisation „HOSI“ begrüßt das Urteil.

Die Nichtanerkennung der Elternschaft habe für Kinder fatale Auswirkungen, argumentierte der Rechtsanwalt Dr. Helmut Graupner, der außerdem Präsident des Rechtkomitees LAMBDA ist. Mit einer Sammelklage wollte er deshalb über den Weg des Kindeswohls dem Eheverbot für Homosexuelle in Österreich den Kampf ansagen.

Doch die Klage des Anwalts scheiterte heute. Inzwischen würden mehr als 40 Prozent der Kinder in Österreich nicht mehr im Rahmen einer Ehe geboren werden, heißt es in der Urteilsbegründung, welche von der österreichischen Homosexuellen-Initiative „HOSI“ ausdrücklich begrüßt wird.

„Wir sind von den Entscheidungen des Verwaltungsgerichts Wien in Sachen Homo-Ehe nicht wirklich überrascht“, erklärt der Sprecher der Initiative Christian Högl. Der Versuch Graupners, das Eheverbot für Homosexuelle wegen der Unehelichkeit deren Kinder zu Fall bringen zu wollen, erscheine ihm „doch etwas sehr weit hergeholt“.

Rechtsanwalt sieht Kinder benachteiligt

Laut Rechtsanwalt Dr. Helmut Graupner jedoch bringt die derzeitige Nichtanerkennung mindestens eines Elternteils bei homosexuellen Paaren entscheidende Nachteile für den Nachwuchs mit sich. So würden Kinder aus Regenbogenfamilien etwa rechtlich gegenüber der Nachkommenschaft aus Hetero-Familien benachteiligt werden.

Bezogen auf den Fall von zwei schwulen Vätern argumentiert Graupner, dass die Kinder keinen Anspruch auf Betreuung, Unterhalt und Erbe gegenüber des nichtleiblichen Vaters hätten. Dies habe besonders verheerende Folgen, wenn der leibliche Vater plötzlich versterbe.

Die fehlende offizielle Elternschaft untergrabe das Vertrauen der Kinder in den zweiten Elternteil, was letztlich zu psychischen Unsicherheiten führen würde, wie Graupner in einer Pressemitteilung verkünden ließ.

HOSI fordert Modernisierung des Eherechts

Für die HOSI macht die Entscheidung gegen die Rechte von Regenbogenkindern hingegen deutlich, dass die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare auf Parlamentsebene zu lösen sei: „Bei dieser Gelegenheit sollte das Eherecht gleich überhaupt modernisiert werden. Denn die Ehe, wie sie heute besteht, ist ohnehin nicht wirklich attraktiv. In einigen Punkten ist die eingetragene Partnerschaft (EP) moderner als die Ehe“.

LGBT-Beobachter merken an, dass die HOSI mit dieser Haltung der rechts-konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) in die Hände spiele:

„Anstatt sich voll und ganz für die Öffnung der Ehe einzusetzen und zusammen mit über 40 NGOs und Vereinen gemeinsam für ein Ziel zu kämpfen, bäckt die „HOSI Wien“ ihr eigenes Brötchen“, kommentiert beispielsweise das österreichische LGBT-Blog Thinkoutsideyourbox das Urteil.

Bis zu einer Öffnung der Ehe für Homosexuelle über den Weg des Parlaments dürfte es in Österreich jedoch noch ein steiniger Weg sein.

 

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