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Slowenien schafft Homo-Ehe per Volksentscheid wieder ab

flickr.com/Victor Bergmann/Ljubljana/CC-BY-ND-2.0

Nachdem im Frühjahr die Regierung um Ministerpräsident Miro Cerar die Ehe für homosexuelle Paare geöffnet hatte, schafft ein Volksentscheid am Sonntag sie wieder ab. Ab jetzt gilt in Slowenien wieder: „Die Ehe ist eine Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau“.

„Die Ehe ist eine Verbindung zwischen zwei Menschen“ hatte es für den kurzen Zeitraum von gerade einmal neun Monaten im Familienrecht des Balkanlandes geheißen. Doch viele Slowenen fühlten sich bei der Gesetzesnovelle zu Gunsten von homosexuellen Paaren übergangen. Das Gesetz sei in Hinterzimmern verabschiedet worden, hieß es.

Die Stimmung griff eine homophobe Initiative, bestehend aus einer rechts-nationalen Oppositionspartei und der katholischen Kirche auf. Sie hatte das aktuelle Referendum regelrecht erzwungen, nachdem sich die führenden Politiker der regierenden Partei fast ausnahmslos für die Homo-Ehe ausgesprochen hatten.

63,5 Prozent stimmen gegen die „Ehe für alle“

Schon im Vorfeld hatte das homophobe Bündnis mehr als 40.000 Unterschriften für die Abschaffung des Rechts auf Eheschließung für Homosexuelle gesammelt. Voraussetzung für die Gültigkeit des gestrigen Referendums war eine Bürgerbeteiligung von mindestens 20 Prozent. Schließlich stimmten fast 620.00 Menschen ab. Mit 36,5 Prozent lag das Interesse an der Abstimmung sogar höher als von vielen erwartet. Fast zwei Drittel der Wahlberechtigten, 63,5 Prozent, sprachen sich letztlich gegen die „Ehe für alle“ aus. Lediglich 36,5 Prozent der Teilnehmer wollten das Eherecht für Schwule und Lesben beibehalten.

Obwohl die volle Auszählung der Stimmen noch einige Monate in Anspruch nehmen soll, ist die Vorauszählung der schon jetzt eindeutig. Am Abend feierten die Initiatoren rund um das homophobe Bündnis  „Es geht um die Kinder“ deshalb schon einmal die Absage an die Homo-Ehe als einen „Sieg für alle Kinder“. Man wolle das Ergebnis „für niemanden als Niederlage verstehen“, betonte Aleš Primc, Gründer und Sprecher des Netzwerkes gegenüber der slowenischen Tageszeitung „Delo“, großzügig.

Der Bischof Andrej Glavan brachte gegenüber der selben Zeitung seine Hoffnung zum Ausdruck, dass das Eherecht für Schwule und Lesben möglichst bald aus dem Gesetz wieder verschwinde: Gleichgeschlechtlich Beziehungen könnten nicht „die Zukunft Sloweniens“ sein.

„Der Kampf ist noch nicht vorbei“

Unterdessen äußerte sich auch Miha Lobik, LGBT-Aktivist und Sprecher des Netzwerkes „Legebitra“ zum Ergebnis der Abstimmung. Er wolle dies nicht als eine persönliche Niederlage verstehen, sondern als Zeichen, dass noch viel zu tun sei, um Diskriminierung von Minderheiten in Slowenien Einhalt zu gebieten: „Die meisten Slowenen möchten heutzutage in einer egalitären Gesellschaft leben, davon bin ich überzeugt“, sagte er gegenüber „Delo“. „Für uns ist dieser Kampf noch nicht zu Ende“.

Als Grund für die Absage an die „Ehe für alle“ sieht Lobik auch die slowenischen Medien in der Verantwortung. Diese hätten in den vergangenen zwei Monaten eine Kampagne gegen das Eherecht für Schwule und Lesben gefahren.

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