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Homophobie bei Deutschlands größter freikirchlicher Gemeinde

Katholiken Papst Franziskus Gemeinde
Foto: queerpride.de

Während die homofeindliche Haltung der Katholischen Kirche hinlänglich bekannt ist, spielen die homophoben Einstellungen des „Gospel-Forum“ in Stuttgart in den Medien bisher kaum eine Rolle.

Das „Gospel-Forum“ ist die größte freikirchliche Gemeinde Deutschlands und fällt regelmässig auf mit Gottesdiensten, für die riesige Hallen gemietet werden. Hallen, die dann auch bis auf den letzten Platz gefüllt sind. Im Oktober des vergangenen Jahres mietete das „Gospel-Forum“ die Porsche-Arena, und 6.000 zumeist junge Frauen und Männer sind der Einladung zu diesem Gottesdienst, der eher die Züge eines Musikevents trägt, wo man sich in Ekstase singt, gefolgt.

Sie schreien laut „Ja!“, wenn eine Art Vorbeter fragt: „Jesus ist unter uns – spürt Ihr es?“. Comics sind für das „Gospel-Forum“ Teufelszeug und Kritik an der Kirchenführung ist ausdrücklich nicht erwünscht. Und der Leiter des Forums, Pastor Peter Wenz, wird nicht müde, zu erzählen, er sei während einer persönlichen Begegnung mit Gott von diesem aufgefordert worden, diese Position zu übernehmen.

Das „Gospel-Forum“ lehnt Homosexualität strikt ab

Dies ist zu sehen in der SWR-Reportage „Mein Erlöser lebt“, und somit könnte man als einigermaßen klar denkender Mensch diese Kirche als schräge Gruppierung eigentlich links oder rechts liegen lassen. Wäre da nicht eine dunkle, eine sehr dunkle Seite. Eine fast schon manische Ablehnung von Schwulen und Lesben.

Wer homosexuell ist, darf kein Mitglied in der Kirche „Gospel-Forum“ sein. Regelmässig schickt Wenz die Homosexuellen in seinen Predigten zum Teufel, und niemand käme auf die Idee, ihm zu widersprechen. Nicht nur, weil Widerspruch verboten ist, sondern weil Wenz als ein von „Gott“ eingesetzter Pastor quasi als sakrosankt, unangreifbar gilt.

Wer doch Kritik übt, so der Aussteiger Marco Miljak (35) in der Wochenzeitung „Kontext“, werde mit Krankheit und in extremen Fällen sogar mit der Ankündigung des Todes eines lieben Menschen bedroht. Das Privatleben der 4.500 Mitglieder werde in einigen Fällen regelrecht ausspioniert, somit ist für Miljak klar, dass das „Gospel-Forum“ keine Kirche sondern eine Sekte ist.

Eine moderne Sekte, denn das „Gospel-Forum“ hat auch eine „Facebook“-Seite mit über 4.000 Fans. Aktuell kämpfen die Freikirchen um ihren Sitz im Rundfunkrat des SWR. Der soll im kommenden Jahr an einen Vertreter des Islam gehen. Die Begründung ist im Entwurf des neuen SWR-Staatsvertrags zu nachzulesen: Freikirchen wie das „Gospel-Forum“ seien gesellschaftlich nicht relevant genug. Ein Vorgang, der beim „Gospel-Forum“ derzeit zu heftiger Gegenwehr führt.

Info: Die Aussteiger_innen des „Gospel-Forums“ schreiben auf der Internetplattform „Cleansed“

Foto: doe

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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