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CDU, SPD und der Berliner CSD: „Das Tischtuch ist zerschnitten!“

Stefan Evers (CDU, links) und Tom Schreiber (SPD) © Abgeordnetenhaus Berlin

130 Tage vor dem CSD in Berlin (21. Juni 2014) ist es zu einem Eklat zwischen der Großen Koalition im Abgeordnetenhaus und dem Verein „Berliner CSD e. V.“ gekommen. Die beiden schwulen Abgeordneten Stefan Evers (CDU, Foto links) und Tom Schreiber (SPD) gegenüber queerpride.de:

„Das Tischtuch ist zerschnitten!“

Höhepunkt eines seit geraumer Zeit schon schwelenden Zerwürfnisses ist ein Beitrag im Berliner Boulevardblatt „B.Z.“, in dem die Zeitung schreibt, die beiden Abgeordneten würden einen „Regierungs-CSD“ anstreben und wollen eine Entpolitisierung der weltweit beachteten Grossveranstaltung. Scheinbar ohne Kontrolle des Wahrheitsgehalt dieses Artikels hatte dies heftige Reaktionen des Berliner CSD e. V. ausgelöst (queerpride.de berichtete), es kam gar zu heftigen Beschimpfungen. Stefan Evers indes stellt gegenüber queerpride.de klar: „Es ist völliger Quatsch, dass Tom Schreiber und ich uns gegen eine stärkere Politisierung des CSD Berlin ausgesprochen haben. Noch größerer Unsinn ist die Befürchtung, ein ‚Regierungs-CSD‘ stünde in Aussicht – wie absurd ist das denn?“ Richtig sei es allerdings, dass SPD und CDU den CSD-Vorstand „deutlich für die Art und Weise kritisieren, in der die Entscheidung über Inhalt, Ausdrucksform und vor allem den Namen des CSD Berlin herbeigeführt wurde.“ Der CSD, so Evers weiter, sei „Gemeingut mit weltweiter Ausstrahlung.“

Evers und Schreiber: „Das Verhalten von Vorstand und Geschäftsführer des Berliner CDS e. V. ist inakzeptabel!“

Stefan Evers (CDU, links) und Tom Schreiber (SPD) © Abgeordnetenhaus Berlin
Stefan Evers (CDU, links) und Tom Schreiber (SPD)
© Abgeordnetenhaus Berlin
Der CSD werde getragen von Hunderttausenden, und „nicht bestimmt von Einzelnen (…) Der CSD-Verein wird seiner Verantwortung nicht gerecht, wenn er die Zukunft des CSD allein zu einer Angelegenheit von Vereinsmitgliedern macht.“ Heftige Kritik gibt es sowohl am Vorstand als auch am Geschäftsführer des CSD Berlin e. V., Robert Kastl. Sein „Auftreten“, so Evers, beobachte nicht nur er „mit zunehmender Sorge.“ So würde Kastl nach Gesprächen mit Entscheidungsträgern in den Behörden, Sponsoren und Partnern des Berliner CSD wiederholt „verbrannte Erde“ hinterlassen. Damit schade der Vorstand und sein angestellter Geschäftsführer „dem CSD insgesamt und (…) auch unserer Stadt.“ Evers Kritik wird alles in allem von seinem Parlamentskollegen Tom Schreiber geteilt. Im Gespräch mit queerpride.de spricht er von einem „inakzeptablen Verhalten“ des Vorstands des Berliner CSD-Vereins, er sei „enttäuscht bis entsetzt“. Es sei viel Vertrauen zerstört worden, „eine weitere Zusammenarbeit ist nicht mehr möglich, das Tischtuch ist zerschnitten!“, so Schreibers Fazit.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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