Warum lassen sich heterosexuelle Männer von Schwulenpornos anmachen? Dieser Frage geht Philip T. Hinz in der April-Ausgabe des stern-Derivats »Neon« nach.
Dass lesbische Pornos die Phantasie vor allem älterer Herren anregt, ist nicht neu. So erklärte kürzlich der schleswig-holsteinische AfD-Direktkandidat Wolfgang Rotsolk einer erstaunten jugendlichen Zuhörerschaft in der Meldofer Gelehrtenschule, einem Gymnasium in seinem Wahlkreis Dithmarschen-Süd: »Lesbenpornos sehe ich mir ganz gern an.« Rotsolk gehört zu den Chamäleons der Politik: Er war Abgeordneter für die Linke im Gemeinderat der Stadt Burg in Dithmarschen, wurde aber 2009 wegen einer satirischen Plakataktion aus der Partei ausgeschlossen. Er hatte die Gysi-Plakate mit dem Slogan »Reichtum für alle« mit seinem Foto und dem Slogan »Reichtum für mich« überklebt. Ohne Übergang wechselte Rotsolk zu den Piraten, wo er als »Piraten-Opa« den Landtag zu entern suchte, allerdings ohne Erfolg. 2016 wurde er Mitglied der AfD. Eine Chance auf den Einzug in den am 7. Mai 2017 neu zu wählenden Landtag hat er allerdings nicht. Dafür wird er ab dem 8. Mai wieder genügend Zeit für Videos haben.
Schöner onanieren
Dass Pornofilme mit der Realität der gelebten Sexualität nicht viel zu tun haben, ist auch ein alter Hut. Trotzdem ist es faszinierend, dass sich in Foren wie schöner-onanieren.de heterosexuelle Männer über ihre Begeisterung für Schwulenpornos austauschen. Der in Schwulenkreisen übliche Gedanke über »quietschen und ölen«, über verborgen vorhandene Homosexualität, zieht hier nicht, die sich austauschenden Männer sind strikt frauenaffin. In einer Umfrage des oben genannten Forums gab allerdings die Hälfte der Befragten an, schon mindestens einmal Gay Porn konsumiert zu haben. In den USA lag das Ergebnis einer ähnlichen Studie mit 20% zwar deutlich darunter — das Ergebnis überrascht aber immer noch.
Einen Samenerguss kann man nicht spielen
Der NEON-Autor Philip T. Hinz berichtet von erstaunlichen Aussagen. Im Wesentlichen seien die Männer an großen Gemächten und an spritzigen Ergebnissen interessiert. Während sich die erste Alternative noch unter »Penisneid« subsummieren lässt, geht die zweite Antwort tiefer. Jeder Mann, egal ob hetero oder schwul, hat seine ersten sexuellen Erfahrungen wohl mit der Masturbation gemacht, die mit der Spannungserleichterung durch das in hohem Bogen spritzende Sperma endete. In der Sexualität mit Frauen ist ihnen dieser Blick auf die Erlösung oft nicht vergönnt … hier endet der Sex überwiegend in der Vereinigung.
Die sichtbare Ejakulation dagegen ist eine authentische sexuelle Befriedigung, einen Samenerguss kann man nicht spielen. Das sei der große Unterschied zum weiblichen Höhepunkt im Pornofilm. »Penisneid«, die zweite Begründung, ist übrigens nicht die mit den üblichen Gedanken verbundene Lust, ein fremdes Gemächt zu betrachten. Es geht vielmehr darum, Voyeur in eigener Sache zu werden und sich an die Stelle der handelnden Personen zu denken. Das geht bei Filmen naturgemäß leichter als im echten Leben.
Aber auch live bleibt es bei den Hetero-Männern tatsächlich nur beim Schauen. Der NEON-Autor berichtet von den Pornceptual-Partys in Berlin, die jedes Mal unter einem anderen, entsprechen dekorierten Motto stehen und mit einer Live-Performance und einem eigens für jede Veranstaltung produzierten Film die Gäste anheizt. Ob diese nun hetero, bi oder homo, Mann, Frau oder Trans sind, ist sekundär. Jede/r darf mit jeder/m – und auch, wer nur zuschauen will, kommt auf seine Kosten. Heteromänner wollen nicht selten zwei aktiv tätigen Männern zusehen – aber sie wollen dabei nicht angefasst werden. Auf den Partys wird das akzeptiert.
»Lieber bi als nie« ist ein Trugschluss
Nur von einer Vorstellung muss man sich wohl verabschieden: das Interesse heterosexueller Männer an schwulem Sex ist weder einer geheimen Homoneigung noch einer natürlichen Bisexualität geschuldet. NEON zitiert dazu den Würzburger Sexualsoziologen Sven Lewandowski: »Die Verbreitung der Bisexualität wird überschätzt«. Üblicherweise wird als Kronzeuge gerne der US-amerikanische Wissenschaftler Alfred Kinsey genannt, der in den 40er Jahren bei seinen Untersuchungen auf einen geschätzten Anteil von fast 50% Männern mit bisexuellen Neigungen kam. Lewandowski kennt das Problem: Kinseys Stichprobe war nicht repräsentativ, sondern bestand überwiegend aus Menschen, die – für die Zeit eher ungewöhnlich – gerne und offen über Sexualität sprachen.
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Übrigens: Schwulenpornos gucken sich heterosexuelle Männer alleine an. Vielleicht befürchten sie unangenehme Vergleiche mit dem eigenen primären männlichen Geschlechtsmerkmal, bei dem sie sehr wahrscheinlich nur zweiter Sieger bleiben …