in

Was ich durch meinen Podcast „SPUTNIK Pride“ über die LGBTIQ+ Community gelernt habe

Das Jahr ist 2021 und der Vatikan hat ganz elegant angekündigt, dass homosexuelle Ehepaare nicht gesegnet werden können. Spannend und überraschend ist das nicht, dass so eine Absage aus dem Vatikan kommt. Viel interessanter: es geht hier nur um homosexuelle Paare.

Homosexuelle Menschen stehen hier – mal wieder – stellvertretend für die gesamte LGBTIQ+ Community. Und bei diesem Begriff zum Beispiel geht es weiter. Oft werde ich gefragt: „Welche Buchstaben gehören da denn jetzt rein? LGB…was? Wie mache ich das am besten, um niemanden auszuschließen?“.

Meistens stellen mir Cis-Hetero-Menschen diese Frage und das ist auch gut, dass sie fragen. Allerdings kann ich nicht die einzige korrekte Antwort geben. Oft habe ich das Gefühl, ich sollte darauf antworten können. Aber es ist schwer, immer für die gesamte Community zu sprechen.

SPUTNIK Pride: Fragen und Gedanken annehmen

Umso wichtiger ist es, mich in meinem Podcast SPUTNIK Pride“ direkt mit Menschen auszutauschen, ihre Fragen und Gedanken anzunehmen, zuzuhören und offen über alle Themen zu sprechen. Tabu´s gibt es nicht, was auch ein Grund ist, warum ich dieses Format so gern mache. Als Host lerne ich enorm viel, Folge für Folge. Lesbische Frauen, die mir von ihrer Queerness erzählen (Folge „Wo sind die ganzen Lesben? Mit Alicia Zett“), die sich ganz anders äußert, als meine.

Die Erfahrungen einer Transperson in Deutschland (Folge Moderatorin Bella Lesnik und Jill Deimel über das Transsein“) kennenlernen, verstehen dass unser binäres vorherrschendes Geschlechterkonstrukt Menschen systematisch nicht anerkennt. Das asexuelle Spektrum erforschen und erklärt bekommen, dass das eine genauso valide Sexualität ist, wie jede andere. Den grundlegenden Unterschied zwischen Sexualität und Geschlechteridentität kennenlernen. Erkennen, dass ich als weißer Cis-Mann immer noch wahnsinnig privilegiert bin und mein Schwul-Sein sehr gut verstecken kann, wenn ich das Gefühl habe, in Gefahr zu sein. Das kann nicht jeder.

Trärchen und Polyamorie im Alltag

Der Podcast lebt nicht nur von den Themen, die benannt und von den Fragen, die gestellt werden, sondern vor allem auch von den Gästen, mit denen ich über ihr Leben und ihre persönlichen Geschichten rede. Wie z. Bsp. ein Trärchen und Polyamorie im Alltag funktioniert, haben mir Fabian, Nicole und Christian in der Folge „Eine Frau mit zwei Männern – so geht Polyamorie“ erzählt. Und was es heißt, die Community seiner eigenen Familie vorzuziehen ist mir durch die Episode Coming Out mit 45 – was macht es so schwierig?“ mit Bianca aus Berlin bewusst geworden.

Einen Podcast für die Community gleichzeitig mit der Community zu gestalten, finde ich enorm spannend und bietet auch für mich als Person viel Raum zur Entfaltung. Die verschiedenen Farben des Regenbogens kennen und verstehen lernen, Menschen eine Stimme geben, die sonst keine haben – das möchte ich in „SPUTNIK Pride“ gern vermitteln.

Welche Buchstaben definitiv in diese Abkürzung passen

Um nochmal auf das zurückzukommen, was ich am Anfang erklärt habe: Die LGBTIQ+ Community ist wahnsinnig breit gefächert, vielfältig und die Erfahrungen sind immer unterschiedlich. Queer sein kann so viel heißen. Genauso wie jeder einzelne Mensch eine andere Geschichte hat. Heißt im Grunde: Nein, ich kann niemals sagen welche Buchstaben definitiv in diese Abkürzung passen und ich kann auch nicht stellvertretend für andere sprechen.

Aber ich kann mit dem Podcast anderen, weniger sichtbaren Teilen der Community eine Stimme geben. Dafür sorgen, dass sie mehr ins Rampenlicht treten. Dadurch teile ich mein gewonnenes Wissen direkt über den Podcast mit allen, die es interessiert. Mit allen, die gerne ihren Horizont erweitern wollen.

Bild: MDR Sputnik / Hagen Wolf.

Written by Kai Witvrouwen

Socken aus! Kondom an!

Warum Berlin die queere Hauptstadt Europas ist