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Socken aus! Kondom an!

Was so klingt, wie die Verballhornung des Klassikers aus der ZDF-»disco« mit Ilja Richter – »Licht aus – wrooom. Spot an – jaaaa!« –, ist ein Motiv der neuen Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Kampf gegen sexuell übertragbare Infektionen (STI). Nachdem aus der »Gib AIDS keine Chance«-Kampagne die »liebesleben.de«-Kampagne wurde, wird nun infektionsübergreifend Prävention betrieben – zu Recht.

In den vergangenen Jahren sind  »klassische« Geschlechtskrankheiten wie Tripper, Syphilis oder Hepatits in der Präventionsarbeit zugunsten der HIV-Aufklärung in den Hintergrund gerückt, was zu einem Anstieg der Infektionszahlen geführt hat: Die Anzahl der gemeldeten Syphilis-Erkrankungen 2019 erreichte mit fast 8.000 einen neuen Höchststand. Hepatitis lag Stand Ende 2019 mit etwa 5.900 Fällen etwa auf dem Stand von 2014, nachdem die Zahlen zwischenzeitlich (2016) auf 4.429 gesunken waren. Auch die Gonorrhö, landläufig als »Tripper« bezeichnet, ist wieder auf dem Vormarsch.

Oben ohne. Unten mit.

Die neue Plakatkampagne steht unter dem Motto »Hautnah« und zeigt dementsprechend viel Haut, verbunden  mit den Slogans »Immer wenn’s juckt, denk ich an dich«, »Mein Date juckt mich noch immer.«, »Socken aus! Kondom an!«, »Oben Ohne. Unten mit.«, »Neues Match?«, »Blasen? Nee, hab Bläschen.«, »Dein Schritt juckt auch mich.«, »Geiler Abend?« oder  »Brennt ́s bei dir?«.

Erreichen möchte die BZgA vor allem, dass mehr über STI und vor allem deren Verhinderung gesprochen wird. In einer repräsentativen Studie zu Gesundheit und Sexualität in Deutschland (GeSiD) wurde festgestellt, dass insbesondere Männer zu selten über STI sprechen, wobei Männer in schwulen oder bisexuellen Beziehungen etwas offener sind (40% vs. 29% in heterosexuellen Beziehungen).

PrEP als Chance

Einen Grund dafür glaubt die BZgA in der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) zu sehen; sie dient nicht nur als Schutz vor einer HIV-Übertragung, sondern hilft durch regelmäßige ärztliche Kontrollen auch, andere STI frühzeitig zu erkennen. Und Früherkennung ist neben der Prävention das Zauberwort: Nur regelmäßige Tests können Sicherheit geben – bei allen sexuell übertragbaren Infektionen. Daher sind Schutzmaßnahmen wichtig, aber es gilt auch hier das alte Zahnarzt-Motto: Vorbeugen ist besser als Heilen.

Written by Matthias Gerschwitz

Matthias Gerschwitz, Kommunikationswirt, ist seit 1992 in Berlin mit einer Werbeagentur selbständig. Seit 2006 schreibt er Bücher zu verschiedenen Themen (»Ich erzähle gerne Geschichte anhand von Geschichten«); vorrangig wurde er aber mit seinen Büchern über HIV (»Endlich mal was Positives«) bekannt. Matthias hat schon in der Vergangenheit gelegentlich und aus aktuellem Anlass Artikel für Queerpride verfasst. Anfang 2015 ist er fest zum »netzdenker«-Team gestoßen.

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