Hans-Jürgen Papier, der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG), ist ein honoriger und auch pragmatischer Mann. Erst schlägt er vor, für Journalisten beim Münchner NSU-Prozess einen Videosaal einzurichten, damit das Verfahren am Montag endlich und wirklich eröffnet werden kann. Und nun sagt der Mann: „Die Homoehe kommt!“ Chapeau, Herr Papier.
Es ist besonders löblich, dass der frühere Verfassungsgerichtspräsident darauf verweist, dass es auch gar nicht anders geht. Dies nicht nur mit Blick auf entsprechende gesetzliche Regelungen in der Europäischen Union, sondern auch mit einem entsprechenden Verweis auf unser Grundgesetz, das bekanntlich jegliche Diskriminierung ausschließt.
Während also die Hüterinnen und Hüter der deutschen Verfassung in Karlsruhe zu Tische sitzen und entsprechende Urteile vorbereiten, die wohl noch vor der Bundestagswahl im September gefällt werden, pennt CDU/CSU und FDP weiter. Nur ab und zu vernimmt man Zuckungen, die aber allenfalls peinlich sind. Zum Beispiel, wenn der frühere FDP-Chef Westerwelle in seiner Rolle als „Homo-Guido“ vollmundig eine zeitnahe Gleichstellung von Homo- mit Heterosexuellen fordert, bei den relevanten Abstimmungen im Deutschen Bundestag in seiner Rolle als „Staatsmann-Guido“ aber nicht anwesend ist oder sogar gegen entsprechende Gesetzesinitiativen von Rot-Grün stimmt.
Hans-Jürgen Papier, der über alle Parteigrenzen hinaus als hochkompetent geachtet wird, hat also wie bereits zuvor der amtierende BVerfG-Präsident Voßkuhle der schwarz-gelben Bundesregierung aufgezeigt, wohin die Reise gehen wird. Es steht indes zu befürchten, dass auch dieser neuerliche Wink mit dem Zaunpfahl bei dieser Bundesregierung zu nichts, zu gar nichts führen wird. Gute Nacht, CDU. Gute Nacht, CSU. Gute Nacht, FDP!
Bild: © Deutscher Bundestag/Lichtblick/Achim Melde