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Unerträglich: Union und (!) FDP blockieren Rehabilitierung der 175-Opfer!

Ehe für Alle Ehegattensplitting Verschläft die SPD die Eheöffnung?
© Deutscher Bundestag/Lichtblick/Achim Melde

Am Samstag fand in Berlin der CSD statt, und das Motto lautete: „Schluss mit Sonntagsreden!“ Wen aber meinte der Veranstalter, der Verein „Berliner CSD e. V.“, da eigentlich? CDU/CSU konnte nicht gemeint sein, sie hält nämlich keine Sonntagsreden zu Homosexuellen. Nein, die Christenparteien lehnen Schwule und Lesben glattweg ab. Dies, weil die Union nicht müde wird, zu betonen, dass sie gegen eine rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen ist, leider aber anders lautende Urteile des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe umsetzen muss. Und zwischendrin schickt CDU/CSU allzu gerne Hardliner wie Erika Steinbach oder Norbert Geis in die Talkshows, wo diese dann munter ihre homophobe Gülle in den Studios auskippen kann.

Ein neuerlicher Vorgang indes zeigt, wer die wirklichen Sonntagsredner sind, und das bringt quasi automatisch ein Problem für den Verein „Berliner CSD e. V.“ mit sich. Die wirklichen Sonntagsredner, ach was, die größten Phrasendrescher dieser Nation laufen in der FDP umher, und die Freidemokraten durften im Gegensatz zur CDU beim CSD mit einem Wagen dabei sein. Im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages haben es CDU/CSU und FDP einmal mehr abgelehnt, sich mit der Frage der Rehabilitierung der § 175-Opfer zu befassen.

Damit rückt eine finanzielle Entschädigung der Betroffenen in weite Ferne, was schon deshalb eine unglaubliche Schande ist, weil sich die Männer, die mit dem „Rosa Winkel“ in die Konzentrationslager gebracht beziehungsweise die, die hiernach in der Adenauer-Ära in die Gefängnisse geworfen wurden, ein sehr hohes Alter haben.

Dass die CDU/CSU/FDP-Bundesregierung sich weigert, in dieser Frage eine beschleunigte Haltung einzunehmen, dafür aber beständig „Debattenbedarf“ anmeldet, das kommt einer Verhöhnung der Opfer gleich. Jahreslang geht das nun schon so, nicht mal zu einer Entschuldigung konnte sich diese Bundesregierung herablassen.

Es ist dies alles ein geradezu widerlicher Vorgang, und die FDP ist von Anbeginn an ein ganz fester Bestandteil des Widerlichen. Da kommt dem Autor dieses Kommentars geradezu der Orangensaft von der Kommunionfeier noch hoch, wenn er verlogene Dampfplauderer wie Guido Westerwelle oder Sabine Leutthäuser-Schmarrenberger sieht, die ständig von irgendwelchen Homorechten faseln, eine konkrete Durchsetzung dann aber in den Parlamenten verhindert.

Bleibt zu hoffen, dass im September, wenn die Bundestagswahlen stattfinden, nicht nur die Homosexuellen, sondern dass ein jeder Mensch mit ausgesprägtem Gerechtigkeitssinn die FDP in die Wüste schickt.

Foto: Deutscher Bundestag/Lichtblick/Achim Melde

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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