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Parteien unterstützen Homo-Heiler

In Deutschland gibt es CDU-Politiker, die sogenannte Homo-Heiler unterstützen. Republikaner in Texas machen es ihnen nach und wollen Schwule „heilen“.

Homo-Heiler in Texas werden von Republikanern unterstützt

Die Republikaner im US-Staat Texas haben jetzt angekündigt, Schwule künftig „mit psychologischen Therapien zu heilen.“ Die knapp 10.000 Parteimitglieder haben einen entsprechenden Passus, der dieses ankündigt, bei ihrer jährlichen Versammlung in Fort Worth in ihr Parteiprogramm aufgenommen. Das berichtete in der Nacht zum Mittwoch der TV-Sender CNN. Unterstützt werden solche Aktivitäten von Prominenten wie Steven Baldwin, dem Bruder von Alec (queerpride.de berichtete). Damit stellen sich die texanischen Republikaner gegen Kalifornien und New Jersey, wo die therapeutische Behandlung von Homosexuellen seit 2013 ausdrücklich verboten ist. In diesen US-Staaten hatten sich Verbände aus Medizinern und Psychologen sehr deutlich gegen die Aktivitäten von Homo-Heilern ausgesprochen, der Versuch, eine Änderung der sexuellen Orientierung auf therapeutischen Wege herbeiführen zu wollen, widerspreche dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung.

Teile der CDU finden Homo-Heiler gut

Auch in der deutschen CDU gibt es Politiker, die auf eine therapeutische Behandlung von Homosexuellen bauen. So sitzt im Land Sachsen-Anhalt der ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Bernhard Ritter im Vorstand einer entsprechenden Organisation mit dem Namen LEO (Verein Gesellschaft für Lebensorientierung), mit dabei ist auch der frühere Ministerpräsident des Landes, Dr. Christoph Bergner. Kein Wunder, dass dies den Lesben- und Schwulenverband in Sachsen-Anhalt (LSVD) auf die Palme bringt: „Solche Angebote sind hochgradig menschenverachtend und absoluter Humbug“, so Martin Pfarr vom LSVD. Das ist wohl wahr, denn LEO setzt Homosexualität mit einer psychischen Störung gleich, die es zu behandeln gelte. LSVD-Sprecherin Renate Rampf stellt dazu fest, dass es erschreckend sei, dass Organisationen wie LEO „aus dem parlamentarischen Raum, ganz konkret aus der CDU“ unterstützt würden.

Auch ein Ex-Ministerpräsident mag Homo-Heiler

Nicht nur Leute wie Ex-Ministerpräsident Christoph Bergner (siehe hier), der als Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel gilt, glauben daran, dass Homosexualität „pathologisch“ sei, eine „krankhafte Neigung“ also. Auch der Arzt Gero Winkelmann ist von solchen Diagnosen überzeugt. Winkelmann hat vor elf Jahren den „Bund katholischer Ärzte“ gegründet, Mitglied sind hier immerhin an die 500 Ärzte. Es fällt ihm schwer, zu begreifen, dass er so oft „alleine kämpfen muss“, wie er es beklagt: „Viele wollen nichts mit solchem Schmuddelkram zu tun haben“, so der Homöopath aus Bayern, der dabei allerdings offen lässt, ob er mit „Schmuddelkram“ seine Überzeugungen meint oder die Homosexualität an sich. Seine Überzeugungen sind auf jeden Fall medizinisch an keiner Stelle begründbar, weshalb die Weltgesundheitsorganisation WHO 1992 die Homosexualität aus ihrem Diagnosekatalog gestrichen hat. Davor galt Homosexualität als psychische Störung.

Homo-Heiler sind gut organisiert

Der LSVD Deutschland hat die Gefahr, die von sogenannten Homo-Heilern ausgehen, erkannt und listet weitere Gruppierungen auf, die sich offen für eine Umpolung homosexueller Menschen stark macht: So ist – man kann es kaum glauben – der Verein „Weißes Kreuz“ offiziell in der Evangelischen Kirche in Deutschland eingebettet, was auch für die „Offensive Junger Christen e. V.“ gilt. Weitere evangelikale Bewegungen sind „Wüstenstrom e. V.“ sowie ihr „Freundschaftsnetzwerk“. Natürlich finden sich unter den selbsternannten Homo-Heilern auch erzkatholische Kräfte, hier ist etwa der Salzburger Bischof Andreas Laun zu nennen, der sogenannte „Umpolungsaktionen“ ausdrücklich unterstützt. Inzwischen werden auch offizielle Tagungen veranstaltet, auf denen Redner ihre angeblich positiven Erfahrungen mit „Maßnahmen zur Reorientierung“, wie es heißt, präsentieren können (auch hier berichtete queerpride.de). Da verwundert es nicht, dass die texanischen Republikaner während ihres Parteitages die deutschen Aktivitäten in diesem Bereich ausdrücklich gewürdigt haben.

Info: Auf der Website mission-aufklärung.de sammelt der LSVD Informationen über sogenannte „Umpolungsangebote“

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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