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„Männersport“: Schwulenhass gibt es nicht nur im Fußball

Dass Homosexuelle im sogenannten „Männersport“ nicht nur auf dem Fußballfeld Probleme bekommen können, hat das gestrige Bowlingsportfest in Berlin gezeigt. Mit dabei: Die „Rosa Elefanten“, eine Gruppe von schwulen Bowlingspielern, die sich vor zwei Jahren mit der Vereinsgründung eine Organisationsstruktur gegeben haben.

Eigentlich nur eine Ansammlung von Schwulen, die gerne Bowling spielen, doch so einfach war und ist es nicht, wie Teilnehmer während des Sportfestes berichten. Nachdem sich das erste bekennend homosexuelle Bowlingteam der Stadt gegründet hatte, wurde dieses – völlig unüblich – zuerst nur zur Probe in den Berliner Dachverband, dem BBV (Berliner Bowling Verein) aufgenommen.

Sie bekamen Auflagen, etwa nur in schwarzer Kleidung zu spielen. Schwule Symbole wie Anstecker mit der Regenbogenfahne wurde den Mitgliedern der „Rosa Elefanten“ vorsorglich untersagt.

Doch die Gegner des schwulen Vereins zeigten noch mehr Mobbingqualitäten. Es wurde ihnen bei Wettbewerben in einer Halle im Berliner Stadtteil Wedding meist nur die Außenbahn gewährt, Funktionäre verweigerten den Spielern auch schon einmal den Handschlag. Und selbstverständlich stellten eben jene Funktionäre sich auch nicht vor den inzwischen ordentlich aufgenommenen Verein, wenn Wettbewerbsgegner der „Rosa Elefanten“ Hasstiraden gegen die Schwulen skandierten, aus dem Publikum homophobe Parolen erschallten oder ein A-Lizenz-Richter gar laut ausrief: „Schwuchteln!“. Immerhin wurde der Mann angezeigt und vor kurzem zu 40 Tagessätzen á 15 Euro verurteilt. „Sie nehmen uns nicht ernst.

Wir müssen immer besser spielen als alle anderen, um akzeptiert zu werden“, so der 43-jährige Spieler Michael Relling in der „Berliner Zeitung“. Später verlegten die „Rosa Elefanten“ ihr Training aus dem Wedding in den gayfreundlichen Stadtteil Schöneberg, erste schwule Männer aus anderen Teams meldeten sich und gaben an, das Bowlingspiel zu lieben, dafür aber ihre Homosexualität zu verschweigen. Wie im Fußball eben. Schwule Männer in anderen Teams würden am liebsten zu den „Rosa Elefanten“ wechseln, trauen sich aber dann doch nicht, so Relling.

Somit entsteht Trotz: „Ich bin stolz, bei den ´Rosa Elefanten´ zu spielen“, so das Mitglied Bernd Mücke, der übrigens heterosexuell ist, was in diesem Zusammenhang einer besonderen Erwähnung bedarf.

Bildquelle: pixabay CC0

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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