Die Zauberflöte, vielleicht ‚der‘ Klassiker unter den Opern war auch in der Spielzeit 21/22 wieder die meistgespielte Oper im deutschsprachigen Raum. Ohne Frage ist sie ein musikalisches Meisterwerk mit Märchencharakter, die das Bildungsbürgertum auch gerne seinen Kindern näher bringt. Allerdings ist sie geradezu eine Musterfibel zur Erhaltung des Patriarchats und zur Reproduktion rassistischer Narrative. Die Selbstermächtigung der starken Frauenfigur der Oper wird als boshafte Untergrabung männlicher Vorherrschaftsstrukturen umgedeutet und Monostatos eine Figur mit schwarzer Hautfarbe wird als triebgesteuerter Mörder dargestellt.
Doch entspringt diesem schauderhaften Nährboden auch ein Korn für queer-feministische Inspiration. Die Drei Knaben die in der Oper als Wegweiser für den Helden Tamino dienen, sind die längste Zeit jung schön hold und weise gewesen. Nach dem Stimmbruch leben die drei ein trauriges B-Promi-Leben in Drogenrausch und Selbstmitleid. Doch ist die Zeit gekommen sich aus dem Knaben-Dasein zu emanzipieren: die Schlangenknaben hinterfragen ihre Rollen in der Oper und beginnen den nach Unterdrückung stinkenden Opernschinken zu entlarven und zu sabotieren. Maurice (Carla Wierer), Henry (Jakob*), und Amadeus (Viola Schmitzer), die Schlangenknaben sind ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Diskurs und Kostüm. Die drei Berliner*innen eignen sie sich männlich dominierte Kulturgeschichte an und reiten lustvoll darauf herum.
Am 22. und 23. Juni kommt ihr Stück „Ein Flötenzauber – Oper opfern – zart nach Mozart“, das die Zauberflöte feministisch dekonstruiert und sich kritisch mit den chauvinistischen und rassistischen Narrativen auseinandersetzt am Berliner TAK zur Uraufführung.
Sie berichten über ihre Arbeit am Stück: „Während das Nachdenken und Debatten über Diskriminierung und Machtstrukturen in vielen Bereichen des kulturellen Lebens in Deutschland längst alltäglich geworden sind, scheine diese Themen einige Bereiche der sogenannten Hochkultur kaum zu tangieren.
Wir wollen Die Zauberflöte und die mit ihr einhergehenden diskriminierenden Narrative sabotieren und dem Werk somit dazu verhelfen, zu einem gesellschaftlichen Wandel beizutragen.
Die drei Knaben in der Zauberflöte scheinen uns dafür die perfekten Saboteure. In der Oper arbeiten sie wahlweise für die Königin der Nacht oder für Sarastro. In unserem Stück werden sie die Sabotage als ihre eigene Superpower erkennen.“
In den Proben experimentieren sie mit Alphörnern, Zaubertricks, akrobatischen Choreographien und natürlich dem was sie am besten können klassische Musik mit elektronischen Beats zu neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Denn der Flötenzauber ist nicht die erste Arbeit der Schlangenknaben. Auf ihren Sozialen Medien allen voran über einen bunten humorvoll gestalteten Youtube Kanal und ein glitzerndes Instagram Profil gestalten die Knaben ein bezauberndes Kunstprojekt, dass sich bereit
macht die patriarchale Opernwelt wie ein Komet zu verwüsten!
Ein Flötenzauber – Opern opfern – zart nach Mozart
22./23. Juni TAK Berlin
30. Juni Zirkus Zappelini Nordhausen
TICKETS:
https://www.eventbrite.de/e/die-schlangenknaben-ein-flotenzauber-tickets-632925686767