Kiew wird bereits dieses Jahr zum vierten Mal den GayPride Kiew ausrichten – den KyivPride aus vom 2.-8.Juni. München wird als Partnerstadt von Kiew den GayPride unterstüzen, wie auch bereits in den vergangenen Jahren. Aus München reisen Stadträtin Lydia Dietrich sowie eine Gruppe von Szenevertreter*innen an; aus Brüssel und Berlin kommen Abgeordnete.
Unterstützung aus der Politik gibt es auch von Dominik Krause, Stadtrat Bündnis 90/Die Grünen. Er wird in diesem Jahr die Aktivitäten in Kiew verfolgen. „Wir treten ohne Unterlass für unsere Freundinnen und Freunde in Kiew ein. Es geht hier um Menschenrechte und das wiederholen wir gerne, auch wenn uns manche Leute lieber nicht auf der Straße sehen wollen.“
Dietrich hat die Kooperation auf LGBT-Ebene zwischen Kiew und München 2012 Jahren selbst ins Leben gerufen, als sie mit dem Sub-Berater Sascha Hübner beim ersten, gescheiterten, KyivPride zugegen war. Seitdem findet der KyivPride mit einer Pride Week jedes Jahr statt; die öffentliche Demonstration gab es bislang allerdings nur einmal, im Jahr 2013. Damals war Münchens Bürgermeister Hep Monatzeder vor Ort. Hunderte Polizisten schirmten die Demonstrierenden vor den aggressiv auftretenden Gegnern in einem Korridor ab. Im vergangenen Jahr wollte die Polizei den Protestzug aufgrund angeblicher Sicherheitsrisiken nicht schützen; so fand spontan ein Flashmob statt.
Neben Dietrich und Krause reisen aus dem Europaparlament in Brüssel die Abgeordnete Terry Reintke und aus dem Bundestag in Berlin die Abgeordnete Beate Walter-Rosenheimer an. Die LGBT-Sektion im Europaparlament wird außerdem eine schriftliche Solidaritätsadresse nach Kiew schicken.
Ausstellungen, Debatten, Film und Musik – München macht mit
Die Veranstalterinnen und Veranstalter des Gay Pride Kiew haben vom 2. Juni bis inklusive 8. Juni ein umfangreiches Rahmenprogramm für die Lesben-, Bisexuellen-, Schwulen- und Trans-Community organisiert mit Workshops für Aktivist*innen, Empfängen, mit Lesungen, Debatten, Filmen, Konzerten und Partys, zu der auch die Münchner Delegation ihren Teil beiträgt. Sie bringt zwei Ausstellungen nach Kiew mit – und zwar Andrea Sömmers Portraitserie „RandGRUPPE“, die schon im Münchner Schwulenzentrum Sub hing und die die Ausgrenzung in der eigenen Minderheit, der (Lesben-)Szene, dokumentiert. Zu diesem Thema wird es eine Podiumsdiskussion während der Kiewer Pride Week geben. Außerdem präsentieren die deutschen Gäste Fotografien von Monika Neuser, die die Geschichte der Münchner Lesbenbewegung erzählen. Die Partnerschaft zwischen KyivPride und CSD soll lesbische Frauen sichtbarer machen.
Des Weiteren beteiligen sich die Münchner Queer-Aktivistin Kerstin Dehne und der Aktivist Werner Gaßner aus München an einer Debatte über die Anti-Gender-Bewegungen, die jüngst in ganz Europa entstanden sind. Ihren Einsatz leisten sie zur evangelikalen Gruppe der „Besorgten Eltern“, die in Deutschland und der Ukraine aktiv ist. Lorenz Kloska und Alexander Vinogradov zeigen in Kiew ihren Dokumentarfilm „Raus aus dem Schatten“, der das Leben von LGBT-Aktivist*innen in der Ukraine zeigt. Er hatte in Kiew und München bereits Premiere. Und schließlich laden wir die queere Band Tubbe nach Kiew ein, die im Lift-Club ein Konzert gibt. Die ganze Woche über werden die Münchnerinnen und Münchner Vertreterinnen und Vertreter der Kiewer LGBT-Organisationen treffen, aber auch einige politische Stiftungen besuchen sowie die GIZ. Einen Empfang in der Deutschen Botschaft gibt es ebenfalls.
Bürgermeister Vitali Klitschko versteht nichts von Menschenrechten
Die ukrainische LGBT-Community setzt ihren Kampf trotz der erschwerten politischen Bedingungen im Land und trotz wirtschaftlicher Probleme fort. „Es ist nicht einfach“, sagt Stanislaw Mischtschenko, beim KyivPride zuständig für die Kommunikation mit den internationalen Partnern. „Viele sind frustriert und ausgebrannt, es fehlt an Geld, der Krieg hat die Gesellschaft radikalisiert. Unsere Politikerinnen und Politiker reden sich beständig mit dem Krieg im Osten heraus, wenn es um Reformen und Menschenrechte geht. Das zermürbt.“
Der Pride-Slogan lautet dieses Jahr denn auch: „Human Rights are always on time“. Die Lesben und Schwulen, die Bisexuellen und Transgender im Land wollen zeigen, dass Menschenrechte ein Grundrecht für alle Bürgerinnen und Bürger sind, dass eine freie und gerechte Ukraine ohne sie nicht möglich ist. Und sie wollen Vorurteile abbauen. Homo- und Transphobie sind in der Ukraine weit verbreitet, eine gewaltbereite Minderheit macht sich regelmäßig verbaler und tätlicher Übergriffe schuldig. Für 2014 hat die Menschenrechtsorganisation Nash Mir aus Kiew über 50 Diskriminierungsfälle dokumentiert. Darunter sind auch der Brandanschlag auf das Programmkino Zhowten im vergangenen Herbst und die Äußerung des Kiewer Bürgermeisters, Vitali Klitschkos, im Krieg sei keine Zeit für eine Karnevalsveranstaltung wie den KyivPride. „Klitschko hat nichts verstanden“, sagt Mischtschenko. „Wie unser Motto sagt: Menschenrechte stehen immer auf der Agenda.“ Die Demonstration zum Gay Pride Kiew steht für Samstag, 6. Juni, auf dem Programm. Die deutsche Delegation aus Brüssel, Berlin und München wird mitlaufen.