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Bundestagspräsident Lammert: Ein Wolf im Schafspelz

Norbert Lammert, der Präsident des Deutschen Bundestages, gilt in der öffentlichen Wahrnehmung als ein besonnener Mann. Und er belegt in der Rangfolge der deutschen Verfassungsorgane direkt nach dem Bundespräsidenten die noble Nummer 2. Das muss man wissen, wenn man in diesen Tagen Lammerts Interviews zur Kenntnis nimmt, in denen der Mann Aussagen absondert, die geradezu skandalös sind.
Da ist zum einen, dass Lammert, das Verfassungsorgan Nummer 2 also, einem anderen Verfassungsorgan, der Nummer 5 nämlich, öffentlich ans Bein pinkelt, was es so in der Bundesrepublik Deutschland noch nicht gegeben hat. Lammert wirft in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG), Andreas Vosskuhle Eitelkeit vor. Lammert formuliert das zwar intellektuell verbrämt, doch eine Analyse seiner Worte lässt keinen anderen Schluss zu. Und als ob das noch nicht genug wäre an anmaßender Frechheit, bezweifelt Lammert dann gleich auch noch die Richtigkeit von getroffenen Urteilen des BVerfG zur rechtlichen Gleichstellung von Homosexuellen. Ein Angriff auf das höchste deutsche Gericht vom zweithöchsten Repräsentanten dieses Staates – das ist schier unerträglich! Man fragt sich, warum es in der Opposition und bei den Intellektuellen dieses Landes keinen Aufschrei gibt… Doch Lammert scheint in diesen Tagen in Sachen Homofeindlichkeit so richtig gut drauf zu sein, denn er tritt noch mal nach: In weiteren Interviews nämlich droht der offenbar gänzlich entfesselte Bundestagspräsident indirekt mit der Abschaffung von eingetragenen Partnerschaften. Jetzt, ja spätestens jetzt muss man sich fragen: Hat der Mann einen Dachschaden? Da beschließen die Mehrheiten des Deutschen Bundestags und des Bundesrats nach langem Ringen Schritte zur rechtlichen Gleichstellung von Homosexuellen, und zwar erst auf Veranlassung entsprechender BVerf-Urteile. Doch anstatt sich dafür zu schämen, dass die Politik beziehungsweise die schwarz-gelbe Bundesregierung in dieser Frage nahezu ständig erst dann tätig wird, wenn es die Karlsruher Richter anordnen, die Politik also versagt, kündigt der Herr Bundestagspräsident schon mal an, den Homosexuellen demnächst erneut Steine in ihre Wege zu legen, indem man parlamentarische Entscheidungen wieder zurücknimmt. Ja, Norbert Lammert gilt in der Öffentlichkeit als ein besonnener Mann. Doch liegt die Betonung auf gilt, denn er ist es nicht. Lammert ist ein Wolf im Schafspelz, der seine Abneigung Homosexuellen gegenüber lediglich in wohlfeile Worte verpackt. Doch ist er damit keinen Deut besser als andere in der Anti-Homo-Fraktion der Union, Erika Steinbach etwa oder Norbert Geis. Lammerts unqualifizierte Äußerungen der letzten Tage haben das mehr als deutlich gemacht.

Bild: © 2013 Deutscher Bundestag/Lichtblick/Achim Melde

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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