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BILD-Zeitung und Katherina Reiche: Wenn sich Minderbemittelte lieb haben…

Will in der Union in Sachen Ablehnung von Homorechten den Ton angeben: Katherina Reiche

Medienexperten wissen: Die BILD-Zeitung ist eigentlich gar keine Zeitung. Und das stimmt schon deshalb, weil sich die BILD-Postille immer wieder einseitig auf die Seite von Menschen stellt, die in ihrem Wirken noch unterirdischer sind als die BILD selbst. Das war beim Plagiatsbaron Karl-Theodor zu Guttenberg so, was vielleicht daran liegen könnte, das jemand aus der Guttenberg-Sippe in der BILD-Redaktion sitzt. Und aktuell ist das bei CDU-Kassandra Katherina Reiche so. Heute schreibt der Redakteur Ralf Schuler über Reiche einen Beitrag, der einen fassungslos macht und eigentlich nur aus dreierlei Gründen so werden konnte wie er es wurde. Erstens: Schuler kennt Frau Reiche überhaupt nicht oder zweitens: Schuler kennt Frau Reiche und schwärmt für sie, ist gar ein Reiche-Groupie oder drittens: Der Kollege Schuler verfügt in seinem Büro über eine gut gefüllte Minibar. So bezeichnet die BILD Reiche als „Mutter mit Courage“, und schon da reibt man sich die Augen. Hat eine Frau Courage nur deshalb, weil sie ständig lautstark und weitgehend argumentfrei gegen Homosexuelle wettert? Der BILD reicht das offenbar, und es ist anzunehmen, dass die Reiche-Festwochen noch eine zeitlang andauern werden. So wie es eben bei zu Guttenberg auch war. Schuler jubelt, Reiche stehe im Streit um die Homo-Ehe „an vorderster Front“, sie halte flammende Plädoyers für die „Vater-Mutter-Kind-Familie. Verfassungsgericht hin oder her.“ Hier erreicht selbst die BILD ein Niveau, das im Negativbereich nur noch schwer messbar ist. Verfassungsgericht hin oder her also – ist es zu fassen. Als ob das Bundesverfassungsgericht eine Würstchenbude sei. Und als ob die intellektuell vollkommen überschätzte Katherina Reiche diejenige sein könnte, die sich mit ihren flammenden Plädoyers, die bei näherer Betrachtung nichts anderes sind als dumpfe Parolen in schicker Verpackung, über die Richter des Bundesverfassungsgerichts hinwegsetzen, sie gar der entscheidende Maßstab in dieser Debatte sein könnte. Doch es geht noch weiter, Schuler, offenbar von allen guten Geistern verlassen, schreibt, was Reiche ach so wertvoll macht. Sie sei „Frau, jung, aus dem Osten, attraktiv, blitzgescheit und konservativ.“ Eine Heiligsprechung bar jeder Vernunft. Seit wann macht es einen Menschen besonders aus, wenn sie Frau, jung (sie ist übrigens 39…) und aus dem Osten kommt? Attraktiv? Mag sein, ist aber immer Ansichtssache und hilft in dieser Debatte nullkommagarnix und ist in diesem Kontext gar frauenfeindlich. Konservativ? Seit Frau Reiche sich auf dem politischen Parkett herumtreibt, übersetzt sie den Begriff des „Konservativismus“ in allererster Linie mit „rückwärtsgewandt“. Und wer Frau Reiche als „blitzgescheit“ einstuft, hat sie noch nie in einer Diskussion erlebt, die argumentativ in die Tiefe zu gehen versucht.

Zum Ende hin jubelt Schuler in einem offenbar andauernden Erregungszustand auch noch darüber, dass Frau Reiche trotz ihres „meist randvoll“ gefüllten Terminkalenders „am Wochenende Hausaufgaben mit ihren Kindern Maria (13), Elisabeth (10) und Vincent (6)“ mache. Tusch!!! Das ist ja wunderbar, dieses Land ist gerettet bei solchen aufopfernden Müttern. Was aber macht Frau Reiche denn mit ihren Kindern in der Woche? Liefert sie die Kinder bei ihren Mitarbeitern im Bundestag beziehungsweise im Ministerium ab, wie sie es gerne mit der Maria getan hat als die noch klein war, oder besucht mit ihnen die Redaktionen? Der Schuler-Beitrag in der BILD gipfelt dann darin, die Gegner des dummen Gequatsches, das die „blitzgescheite“ Reiche derzeit fast im Stundentakt absondert, würden versuchen, die Dame – ach, Gottchen! – in eine rechtsradikale Ecke zu stellen. Dafür, Herr Kollege Schuler, bedarf es nicht der „Homo-Aktivisten“, wie Sie sie nennen. Nein, Katherina Reiche hat sich selbst in die rechtsradikale Ecke gestellt, und da, ja genau da gehört dieser geistige Tiefflieger mit ihrem plumpen Genöle auch hin.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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