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USA: Schwule im Priesterseminar willkommen

Jeder Mensch müsse die Richtung seiner sexuellen Orientierung mit sich selbst ausmachen, hetero- und homosexuelle Kandidaten seien gleichermaßen an den Zölibat gebunden. Was nach weltlichem Maßstab logisch klingt, ist in der Welt katholischer Priesterseminare eine kleine Sensation. Eine neue Handreichung für Priesteramtskandidaten im US-Bundesstaat Cleveland will homosexuelle Studenten nicht länger diskriminieren.

Nach Anordnung des Vatikans ist es Homosexuellen verboten, das Amt des Priesters auszuüben – selbst dann, wenn sie streng zölibatär leben würden. Wollten Homosexuelle dennoch Priester werden, müssten sie sich im Vorfeld in eine erfolgeiche Therapie gegen ihre gleichgeschlechtlichen Empfindungen begeben, heißt es.

Schwule Priesteramtskandidaten, deren sexuelle Orientierung bekannt wird, sind der Anordnung aus Rom zufolge sofort aus dem Seminar zu entfernen. So ist es bisher traurige Praxis innerhalb der katholischen Kirche.

Zölibat gilt für hetero- und homosexuell Orientierte

Ein Priesterseminar in Borromero in der US-Diözese Cleveland will jetzt offenbar neue Wege gehen, was den Umgang mit schwulen Priestern beziehungsweise Kandidaten auf das Priesteramt betrifft. Eine Handreichung für Studenten hebt die Ungleichbehandlung von Hetero- und Homosexuellen praktisch auf. Homo- und heterosexuelle Priester seien gleichermaßen zur Einhaltung des Zölibats angehalten, ist der Schrift zu entnehmen.

Im Verlauf des Schriftstücks spricht sich die Diözese sogar gegen homophobes Verhalten unter ihren Studenten im Priesterseminar aus: Die brüderliche Nächstenliebe verbiete eine Einmischung in das Privatleben eines anderen. Das Verbreiten von Homophobie habe demgemäß zu unterbleiben, heißt es wortwörtlich in der Handreichung.

Frieden schließen mit der sexuellen Orientierung

Während die Anordnung des Vatikans es verlangt, dass sich homosexuelle Priesteramtskandidaten vor ihrem Seminar einer Therapie gegen Homosexualität unterziehen, will die Diözese in Cleveland ihnen Unterstützung anbieten, ohne sie vorher „umzupolen“. Kandidaten sollten innerhalb der Kirche die Möglichkeit bekommen, wenn sie es wünschen, „professionelle Beratung“ zu erhalten, um mit ihren Gefühlen und ihrer sexuellen Orientierung Frieden schließen zu können.

Die Nachricht über die neue Handreichung aus Cleveland hat konservative katholische Medien stark verärgert, weil sie sich nicht an die Anordnung zum Umgang mit Homosexuellen hält, wie sie der Vatikan vorsieht.

Schwule nicht zu diskriminieren würde Homosexualität im Seminar „begünstigen“, schreibt beispielsweise die erzkatholische Website Churchmilitant.com, welche die Nachricht als eine der ersten verbreitete. Schwule im Priesterseminar zu erlauben, das sei in etwa so, als würde man Dracula die Verantwortung für eine Blutbank geben, lautet einer der zahlreichen Kommentare, die sich mehrheitlich gegen Homosexualität insgesamt aussprechen.

Priesterweihen weltweit rückläufig

Möglicherweise ist die liberale Handreichung der Diözese in Cleveland auch eine Reaktion auf die sinkende Zahl der Teilnehmer in Priesterseminaren. Weltweit nimmt die Anzahl neugeweihter Priester stark ab. Nach Angaben der Website Statista hat sich allein in Deutschland die Teilnehmerzahl in den Jahren von 2000 bis 2014 nahezu halbiert, nämlich von 154 auf gerade einmal 75 Priester.

Abschreckend wirke nach Meinung von Beobachtern nicht nur der Zölibat, sondern auch die zahlreichen Fälle von Kindesmißbrauch innerhalb der katholischen Kirche.

Featured Image: jakeliefer/ CC-BY

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