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Russlands Bahnchef, die Homosexuellen und Conchita Wurst

Conchita Wurst
© Albin Olsson /CC-BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Der russische Bahnchef Wladimir Jakunin ist ein sehr enger Freund von Präsident Wladimir Putin und einer der mächtigsten Menschen in seinem Land. In einem ZEIT-Interview antwortete er auf die Frage, ob er denn den Eurovisions-Gesangswettbewerb (ESC) geguckt habe, überraschenderweise mit „Nur teilweise“, um dann einmal mehr die Siegerin Conchita Wurst (Foto) anzugreifen. Er habe den Fernseher ausgeschaltet, nachdem ihm klar gewesen sei, „worauf das hinauslief (…).“ Zuschauer des ESC, und hier insbesondere die, die Conchita Wurst zur Siegerin gemacht hätten, hätten eine abnormale Psychologie, wiederholte er, er sei aber nicht homophob. Er empfinde keinen Hass gegenüber anderen sexuellen Orientierungen, sagte er, und fügte dann hinzu: „(…) obwohl ich ein normaler Mensch bin (….)“. Im übrigen frage er sich, warum er „Homosexuellenpropaganda tolerieren“ solle. Seine „Argumentation“ wird dann allerdings etwas wirr. Er sei schließlich „Steuerzahler“ und wolle als solcher „das sehen, was ich will.“ Homosexuelle seien „politisch motiviert, um die Menschheit zu spalten und ihre historische Basis zu zerstören“, so Jakunin weiter. Im übrigen sei das Homosexuellen-Antipropagandagesetz schon deshalb ein gutes Gesetz, weil „20 bis 25 Prozent der Jugendlichen“ im Alter von 14 bis 16 Jahren „noch keine klare Vorstellung von ihrer sexuellen Identität“ hätten. Es bestehe die Gefahr, dass interessierte Kreise diese drehen würde. Im übrigen vertrat er in dem ZEIT-Gespräch die Haltung, wonach Homosexuelle in punkto Gleichberechtigung „so viele Rechte haben (sollen), wie es ihrem Anteil in der Gesellschaft entspricht. Homosexuelle seien eben eine Minderheit, und als solche dürften sie „nicht durch Propaganda zur Mehrheit gemacht werden.“

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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