Homosexuelle Ingenieure haben es schwer . Das behauptet zumindest Ralf Jack-Hoang in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ, Ausgabe 20./21. September 2014).
Homophobie auf dem Bau
So sei der Ton auf Baustellen eben „sehr ruppig“, so Jack-Hoang, der sich auch im homosexuellen Netzwerk Völklinger Kreis engagiert. Daher sei es nicht verwunderlich, dass er „nur zwei“ Ingenieure kenne, die schwul seien. Eine lesbische Ingenieurin sei ihm nicht bekannt. In seiner Branche sei es „sicherlich besonders hart, offen zu seiner Sexualität zu stehen“, so Jack-Hoang. Da komme es auch schon einmal zu homophoben Sprüchen, beklagt er weiter. Zwar seien solche Sprüche nicht immer ernst gemeint, würden aber die Hemmschwelle für ein Coming Out erhöhen. Hinzu komme, dass viele technische Berufe nach wie vor eine Männerdomäne seien, und die „Angst, diskriminiert zu werden, ist dann einfach größer.“ Auch würde es an „Zeichen“ der Chefs und Unternehmer fehlen, „dass schwule Kollegen auch wirklich erwünscht sind.“ Zwar würden manche Mittelständler ihre Mitarbeitern dazu ermuntern, dass sie sich outen sollen, doch fehle es hiernach an konkreten Aktionen oder Veranstaltungen, um dies auch „zu untermauern“, so Ralf Jack-Hoang zur FAZ.
Homosexuelle Ingenieure sind „Manns genug“
Privat habe er sich bereits vor zwanzig Jahren geoutet, so der Ingenieur weiter, in seinem beruflichen Umfeld habe er allerdings länger damit gewartet. Erst als er seine eigene Firma gegründet hatte, sah er die Zeit für sein Coming Out gekommen. Dies sei im Übrigen ein von ihm vielfach beobachtetes Phänomen: „Viele Schwule machen sich selbständig, weil sie in den Firmen den Druck verspüren, ihre Sexualität verstecken zu müssen.“ Dass Ingenieure nicht „Manns genug“ seien, hält er auf jeden Fall für ein Klischee. Homosexuelle würden in allen Bereichen arbeiten, und „aus meiner Berufserfahrung als Ingenieur kann ich jedem versichern, dass ich auch in der Baubranche gut zurecht komme – obwohl es dort oft recht rau zugeht.“ Ralf Jack-Hoang verweist in den Interview des Weiteren auf vorliegende Studien, „die den Effizienzverlust einer Arbeitskraft auf fünf bis zehn Prozent beziffern, wenn er seine Sexualität geheim halten muss.“ Es sei „einfach ein sehr anstrengendes Versteckspiel (…)“.