Beim zurückliegenden CSD in Hamburg haben russische Lesben über ihre ganz erheblichen Probleme in ihrem Land berichtet. Das, was sie hörten, hat vielen Zuhörern den Atem verschlagen.
So berichtete etwa die lesbische Aktivistin Olga Lenkova (27) aus Sankt Petersburg, dass sie im Alltag regelmäßig erniedrigt und bedroht würden. Wer es sich wage, in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten auszutauschen, würde auch schon mal von der Polizei verprügelt, bevor man dann ins Gefängnis komme. Es gäbe eine „progromartige Stimmung“ in Russland, so Frau Lenkova weiter.
Homosexuelle Datingportale würden systematisch durchsucht nach Personen, denen man auflauern und die man verprügeln könne, so eine andere Lesbe, die anonym bleiben will – aus Angst. Alle Aktivistinnen der Hilfsorganisation „Coming Out“ in Sankt Petersburg befürchten nun, dass sie ihre Arbeit nicht werden fortführen können. An allen Ecken fehle das Geld dafür, und die Gefahr der Inhaftierung beziehungsweise der Anwendung von Gewalt sei immens groß.
Dafür sei unter anderem Präsident Putin verantwortlich, der Seit an Seit mit Kircheneiferern die Homophobie in dem Land zulasse und verstärke. Warum sie nach Beschimpfungen und erlittener Gewalt nicht zur Polizei gehen würden, fragte ein Hamburger CSD-Teilnehmer verwundert. Die klare Antwort war eine Frage: „Damit wir erneut diskriminiert und zusammengeschlagen werden?“ Bei alledem ist es nachvollziehbar, dass das Auswärtige Amt in Berlin für Homosexuelle inzwischen eine Reisewarnung ausgesprochen hat.
Damit steht Russland auf einer Stufe mit Iran, Irak, Pakistan, Saudi-Arabien und etlichen afrikanischen Ländern.
Bild: Olga Wagina © 2010 St. Petersburg LGBT Organization Coming Out