Die Evangelische Kirche hat mit einem Thesenpapier zu Ehe und zur Familie wochenlang das Sommerloch gefüllt. Und auch jetzt, wo es so langsam herbstlich wird, reißen die Diskussionen um das Für und Wider der Gleichstellung von heterosexuellen mit homosexuellen Verbindungen nicht ab.
Hintergrund sind die Positionen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu Fragen der Ehe. Nachdem EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider diese öffentlich vorgestellt hatte, traf ihn eine Wucht der Empörung, mit der er nach eigenen Angaben nicht gerechnet hatte. Der Kernvorwurf: Die EKD trete das Leitbild von Ehe und Familie in die Tonne, und zwar durch ein in dem 160 Seiten dicken Thesenpapier beinhaltetes Bekenntnis für gleichgeschlechtlichen Beziehungen.
Eine Flut von Briefen und Mails an die EKD machte indes deutlich, dass die evangelische Basis noch immer die Verbindung von Frau und Mann als Leitbild von Ehe und Familie hoch hält. Der Mainzer Neutestamentler Friedrich Wilhelm Horn, der als eine wichtige Instanz in der Evangelischen Kirche gilt, bewertete das Thesenpapier gar als „undifferenziert und unreflektiert“. Nun macht die federführende Autorin des Papiers, Christine Bergmann, in einem Gespräch mit der „Berliner Zeitung“ klar: „Wo Menschen auf Dauer und im Zusammenhang der Generationen für einander Verantwortung übernehmen, sollten sie Unterstützung in Kirche, Gesellschaft und Staat erfahren.“
Für sie sei es „Unfug“, zu behaupten, dass mit dem Bekenntnis zu homosexuellen Lebenspartnerschaften die Ehe abgewertet werde. Auch diese würden auf Werte wie Treue, Verlässlichkeit und Verantwortung setzen, so Frau Bergmann. Schlussfolgerung: Das Thesenpapier werde nicht eingestampft.
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