in

7 Fakten: So denkt der Islam wirklich über Homosexualität

flickr.com/double-A Apu/CC-BY-2.0

Denken wir an Homosexualität im Islam, haben wir keine besonders guten Bilder im Kopf. In vielen islamischen Staaten wie dem Irak oder dem Iran, werden insbesondere Schwule verfolgt und massiv drangsaliert. Mitunter steht auf Homosexualität sogar die Todesstrafe. Dabei ist der Islam in frühen Zeiten der gleichgeschlechtlichen Liebe gegenüber durchaus aufgeschlossen gewesen – und wird es heute wieder.

In seinen Ursprüngen ist der islamische Glauben keinesfalls so prüde, wie er sich heute bisweilen darstellt oder dargestellt wird. Inzwischen gibt es islamische Gemeinden, die die liberalen Wurzeln ihres Glaubens wiederentdecken. 7 Fakten die zeigen, was die Lehre des Islams wirklich über Homosexualität denkt.

1. Mehr als 1.000 Jahre Toleranz

Zwischen 800 und 1800 finden sich in der islamischen Kulturgeschichte praktisch keine Hinweise auf homophobe Einstellungen, wie der Islamwissenschaftler Thomas Bauer erklärt. Erst im Zuge der westlichen Kolonialisierung um etwa 1900 schlichen sich homofeindliche Tendenzen in die islamische Kultur ein.

2. Zahlreiche homoerotische Gedichte

Die islamische Dichtung zur klassischen Zeit ist voll von homoerotischer Literatur. Das beste Beispiel ist der Lyriker Abu Nuwas (756 n. Chr814 n. Chr.), der als einer der größten Dichter der arabischen Welt gilt. Es ist unstrittig, dass er in seiner Prosa einen anderen Mann adressiert, wie zum Beispiel in diesem Gedicht:

„Du bist mein Erster

Du bist mein Erster, Liebster. Glaube mir:
Die Leute lügen, die dir andres sagen.
Wie hätte ich, Geliebter, denn vor dir
Je einen anderen im Herzen können tragen?“

3. Koran ist uneindeutig gegenüber weiblicher Homosexualität

Der Koran schweigt sich weitestgehend darüber aus, wie weibliche Homosexualität einzustufen ist. So gibt es keine Stelle in dem Buch des Glaubens, die gläubigen Frauen Homosexualität explizit verbieten. In Sure 4, Vers 15, ist jedoch von einer „schändlichen Tat“ (fāḥiša) die Rede, die Frauen miteinander begangen haben sollen. Ob es sich dabei aber um homosexuelle Akte handelt, ist strittig. Es gibt Koranausleger, die das glauben, sie befinden sich damit jedoch eher in der Minderheit.

4973747045_dca888b8e4_z


flickr.com/double-A Apu/CC-BY-ND-2.0

4. Sünden von Lot meinen möglicherweise gar keine schwulen Handlungen

Die bekannte Geschichte des Volkes Lot wird an manchen Stellen mit männlicher Homosexualität in Zusammenhang gebracht. Doch die Erzählung um Lot orientiert sich nachweislich an der biblischen Geschichte um Sodom. Relgionswissenschaftler bezweifeln mittlerweile, dass mit den darin geschilderten Vergehen tatsächlich Homosexualität unter Männern gemeint gewesen ist. In Wahrheit ginge es lediglich um ein verletztes Gastrecht, argumentieren sie.

5. „Derjenige, der keine Begierde empfindet, ist ein Lügner“

Der im Jahr 1200 n. Chr. verstorbene Rechtsgelehrte und Prediger Abū l-Faraǧ Ibn al-Ǧauzī erklärte in einer ausführlichen Diskussion über das Anblicken bartloser Jünglinge:

„Derjenige, der behauptet, dass er keine Begierde empfindet [wenn er schöne Knaben anblickt], ist ein Lügner, und wenn wir ihm glauben könnten, wäre er ein Tier, nicht ein menschliches Wesen.“

6. Auch Jünglinge warten im Paradies auf Märtyrer

In Sure 52, Vers 24, gibt es einen Hinweis darauf, dass im Paradies keinesfalls nur Frauen auf die männlichen Wiederauferstehenden warten. Jünglinge „gleich verborgenen Perlen“, sollen ebenso darunter sein:

„Auf gestickten Polsterkissen,/ Gelehnt darauf, sich gegenübersitzend,/ Umkreist von Jünglingen, ewigen,/ Mit Bechern, Näpfen, Schaalen des Klarflüssigen,/ Das nicht berauscht und nicht verdüstert;/ Und Früchten, wonach sie gelüsten (…)“

flickr.com/Mohammed J./CC-BY-ND-2.0
flickr.com/Mohammed J./CC-BY-ND-2.0

7. Im modernen Islam gibt es Segnungs- und Hochzeitszeremonien für Schwule und Lesben

Seit einigen Jahren bieten liberale Moscheegemeinden Segnungsgottesdienste und bisweilen sogar Hochzeitszeremonien für homosexuelle Paare an. So segnete beispielsweise ein französischer Imam in Paris 2012 die Partnerschaft zweier Männer. Zivilrechtlich heiratete das Paar später in Südafrika, wo die Homo-Ehe seit 2006 erlaubt ist. In Deutschland setzt sich seit vielen Jahren unter anderem der Liberal-Islamische-Bund (LIB) für die Akzeptanz homosexueller Muslime ein. In einem Positionspapier heißt es unter anderem:

„Eine homosexuelle Orientierung ist nach unserer Auffassung weder sündhaft noch krankhaft, sondern ein Teil der Vielfalt der Schöpfung.“

Featured Image: flickr.com/mrehan/CC-BY

Erste lesbische US-Soldatin in Afghanistan gefallen

Olli Dittrich als schwuler Friseur in neuer Comedy-Serie