Das US-amerikanische Pew Research Center hat im Juni letzten Jahres eine internationale Befragung in 39 verschiedenen Nationen veröffentlicht zum Thema: Sollte Homosexualität gesellschaftlich akzeptiert sein?
Es ist sicherlich keine große Überraschung: ein großer Teil der westlichen Länder antwortete mit ja, während nur wenige Umfrageteilnehmer aus dem nahen Osten und Afrika Akzeptanz zeigten. Lediglich 2% aller Befragten in Pakistan haben die Frage bejaht, das Land findet sich damit unter den Schlusslichtern in der Auswertung
Homosexualität ist laut pakistanischem Gesetz illegal
Auffallend ist hier jedoch die Diskrepanz zwischen diesen Realitäten und der Anzahl aus Pakistan stammenden Suchanfragen nach Themen rund um homosexuelle Pornografie. Hier gab es schon im vergangenen Jahr eine Studie zum Thema.
Gegenwärtig ist Pakistan weltweit an der Spitze bei Googlesuchen zu den Begriffen „shemale sex“, „teen anal sex“ und „man fucking man“ (lt. Google Trends). Beim Begriff „gay sex pics“ belegt Pakistan den zweiten Platz nach dem ebenfalls nicht gerade toleranten Kenia. Was das ganze noch interessanter macht, ist dass die meisten Anfragen nicht aus der Hauptstadt kommen, sondern aus der Stadt Peshawar, die als „Bastion des konservativen Islams“ gilt.
Allgemein kann hier festgestellt werden, höchste Werte für Toleranz in säkularen Staaten, niedrigste Toleranz vor allem in Staaten, in denen Religion einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft einnimmt.
Homosexualität in Pakistan
Laut Farahnaz Ispahani, einer Expertin in Sachen Minderheiten in Pakistan am Woodrow Wilson International Center for Scholars, sowie ehemaligen Parlamentsmitglied sei Homosexualität im gesamten Land ein Tabuthema. In größeren Städten wie der ehemaligen Hauptstadt Karachi bilden Schwule und Lesben ein Netzwerk Gleichgesinnter. Dies ist in konservativen Landesteilen jedoch weitaus komplizierter. Ispahani zufolge, könnte die Popularität schwuler Pornographie auch damit zusammenhängen, das selbst die am traditionell besonntesten muslimischen Männer oftmals körperliche Beziehungen mit anderen Männern führen, ohne sich dabei als homosexuell anzusehen. „Wahre Liebe finden viele bei anderen Männern. Ihre Frauen gelten innigeren Augen dabei hauptsächlich als die Mutter ihrer Kinder, weniger als Partnerin“ so Ispahani.
Im Kontrast dazu steht die Tatsache, dass die Verfolgung von Minderheiten und die Ausübung religiös motivierter Gewalt in Pakistan gegenwärtig auf einem bisher unerreichten Niveau stattfindet. Öffentliche Bemerkungen über Homosexualität sind regelrecht verboten. Hindus werden zum konvertieren gezwungen, Christen bei lebendigem Leibe verbrannt. Es gibt wenig Toleranz für jeden, der als „anders“ wahrgenommen wird. Schwule Pakistanis, die ihre Sexualität nicht ausleben können, wenden sich daher der Internetpornographie zu.
Der konservative Islam ist in Pakistan auf dem Vormarsch. Der Dialog über Themen wie Homosexualität und die Rolle der Frau wird vor allem von islamischen Geistlichen bestimmt.
Shereen El Feki, die ein Buch über das Intimleben der Menschen in einer sich wandelnden arabischen Welt geschrieben hat, findet im mittleren Osten ähnliches wie die Berichte aus Pakistan bestätigen. „Islamische Konservative orientieren sich an einer sehr eng gefassten, wortwörtlichen Interpretation ihrer religiösen Texte.“
Vor der Verbreitung des Islams sei homosexuelle Liebe in Schriften aus Indien und dem nahen Osten geradezu zelebriert worden – diese Traditionen sind jedoch bereits vor langer Zeit aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden.
„In den meisten Zivilisationen auf der südlichen Hemisphäre wurde Homosexualität im Verglich zu heute sehr viel mehr ‚Open-minded‘ gegenübergetreten – unabhängig vom theologischen Standpunkt der jeweiligen Ära. Heutzutage wird der Versuch, eine öffentliche Debatte über Homosexualität anzustoßen, vor allem in arabischen Länden schnell als „westliche Verschwörung“ gebranntmarkt, deren einziger Zweck die Untergrabung arabischer und muslimischer Werte und Traditionen sei. In der Realität waren es jedoch in der Vergangenheit vor allem die arabischen Nationen, die offen über Homosexualität schrieben, während im westlichen Europa gar nicht daran zu denken war. „Unsere Geschichte wurde und wird noch immer von islamischen Geistlichen umgeschrieben und verfälscht“, so El Feki.
Quelle: motherjones.com
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