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Homophobie in Afrika ufert aus

© אנדר-ויק /CC-BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Die Homophobie in Afrika ufert aus. Das zeigen neue Vorfälle in Sambia, Zimbabwe, Uganda und anderswo.

Lebenslang für Schwule

In vielen afrikanischen Staaten wird Homosexualität als reines Verbrechen eingestuft, zum Beispiel in Sambia, wo jetzt zwei Männern, die beim einvernehmlichen Sex erwischt worden waren, eine lebenslängliche Haftstrafe droht, wobei „lebenslänglich“ dort im Gegensatz zu Deutschland auch lebenslänglich ist (das Verfahren läuft noch – die Red.). Die Mindeststrafe in dem Land liegt ebenso wie in Nigeria bei 14 Jahren, in Uganda wird in Teilen des Landes Homosexualität gar mit der Todesstrafe geahndet. Ein entsprechendes Gesetz gibt es zwar nicht, doch Stammesführer, die die Todesstrafe anwenden, gehen straffrei aus. In Afrika sprechen Juristen davon, die harten Strafen gegen Homosexuelle seien schon deshalb gerechtfertigt, weil „die Identität Afrikas“ geschützt werden müsse. Homosexualität sei eben kein Bestandteil der afrikanischen Kultur und im Gegenteil ein „westliches Konzept“, so ein Richter in Zimbabwe. Auch deshalb gilt Homophobie in Afrika nicht als verpönt, sondern ist im Gegenteil ein wesentlicher Bestandteil des Alltags in Afrika.

Homophobie in Afrika ist Alltag

Homosexualität unterminiere die afrikanische Kultur – davon sind die allermeisten Afrikaner überzeugt. Das ist auch der wesentliche Grund dafür, dass homophobe Übergriffe von den Behörden kaum bis gar nicht verfolgt werden. Im Gegenteil: Der, der Homosexuelle beschimpft oder gar tätlich angreift, gilt als Held. So ist zu erklären, warum es kaum Anzeigen gibt von Homosexuellen, die Opfer von verbaler oder körperlicher Gewalt geworden sind. In drei Vierteln aller afrikanischen Staaten wird Homosexualität mit Gefängnis bestraft, in Uganda etwa dauern die Gerichtsverhandlungen schon deshalb nicht sehr lange, weil das Urteil in den allermeisten Fällen ohnehin schon feststeht: Lebenslänglich – siehe oben. Doch auch in Kenia, Zimbabwe und in Kamerun sind Homosexuelle staatlicher Repression und Homophobie ausgesetzt, weil Homosexualität „ein Akt widernatürlicher Handlungen ist.“ Merkwürdigerweise gilt das in den allermeisten Fällen nur für schwule Männer. Wenn aber zwei Frauen zusammenziehen, ist das vom Grundsatz her legal.

Lesben oft Vergewaltigungsopfer

Grundlage für diese „Toleranz“ ist insbesondere in christlich geprägten afrikanischen Staaten die Bibel, die, wie es jeder Homophobe weltweit tut, so ausgelegt wird, wie man es braucht. Zitiert wird in Gerichtssälen gerne Leviticus 20,13, wonach es „ein Gräuel“ sei, wenn ein Mann mit einem Mann beisammen läge, und dies, so heißt es in dem Bibelvers weiter, mit dem Tode zu bestrafen sei. Von Frauen, so die Schlussfolgerung vieler Juristen in Afrika, stehe da eben nichts. Lesbierinnen werden zwar nicht akzeptiert von der Gesellschaft, doch sie sind in ihren Dörfern nicht in dem Ausmaße einer homophoben Hatz ausgesetzt wie Schwule, von denen Zimbabwes Präsident Robert Mugabe behauptet, sie befänden sich auf einer Stufe „mit Schweinen und Hunden.“ Gleichwohl werden zunehmend Fälle bekannt, in denen lesbische Frauen vergewaltigt werden, um sie „umzudrehen“, wie es ein Vergewaltiger vor einem Gericht im südafrikanischen Kapstadt ausführte (der Mann wurde übrigens freigesprochen – die Red.). Die Homophobie in Afrika – homofeindliche Gesetze liegen übrigens in der britischen Besatzungszeit vor über einhundert Jahren begründet – wird auch von kirchlichen Gruppen angefacht. In Uganda etwa verbreitet die US-amerikanische Pfingstkirche „International House of Prayer“, Homosexualität sei „eine heilbare Seuche“ und ein „Vorbote der apokalyptischen Reiter.“ Führende Mitglieder dieser „Kirche“ fordern daher die Regierung in Uganda auf, die Homosexualität als „abartige Sexualpraxis“ einzustufen und künftig „immer mit der Todesstrafe zu ahnden.“

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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