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Der Vorhang öffnet sich: Lesbisch Schwule Filmtage in Hamburg

© lsf-Hamburg

Heute Abend fällt der Startschuss für eines der größten Filmfestivals für Homo- und Transsexuelle: die Schwul Lesbischen Filmtage Hamburg. Zur Eröffnung heute um 19:30 Uhr auf Kampnagel wird der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Olaf Scholz ein Grußwort sprechen.

Zugleich steht in diesem Jahr auch das 25. Jubiläum des Events an. Alles begann 1989 mit einem autonomen Seminar zum Thema “Homosexualität im Film” an der Universität Hamburg. Inzwischen ist das Event nicht mehr aus dem Kulturkalender der Hansestadt wegzudenken. Wir möchten euch einen Einblick auf die kommenden Wettbewerbe und die Jury des Filmfestivals ermöglichen.

Die Wettbewerbe

Mit jeweils 1.000 Euro dotiert sind die Publikumspreise GLOBOLA (bester Langspielfilm), DOKULA (bester Dokumentarfilm) und den drei URSULAs (bester Kurzfilm in den drei Kategorien Lesbisch, Schwul und Genderbender). Dazu gibt es auch in diesem Jahr wieder den MADE IN GERMANY-Publikumspreis für den besten deutschen Kurzfilm. Der Gewinner dieses Preises erhält einen Distributionsvertrag mit der Edition Salzgeber und wird auf einer Kurzfilm-Compilation veröffentlicht.

Weiterhin wird es auch einen Jurypreis geben. Dazu werden elf aktuelle, herausragende Produktionen im Wettbewerb um den mit 5.000 Euro dotierten Preis antreten. Dieser Preis ist gleichzeitig auch der höchstdotierte Queere Filmpreis in Deutschland. Zu den nominierten gehören unter anderen:

Lilting
Hong Khaou, Großbritannien 2014
Schwer trauernd über den Verlust seines langjährigen Partners Kai, nimmt Richard Kontakt zu Kais Mutter auf. Junn lebt seit über 20 Jahren in England, spricht aber kein Wort Englisch. Kai war ihr Sprachrohr zur Welt da draußen. Richard erscheint ihr nach dem Tod des geliebten Sohnes als ein Eindringling, der wiederum versucht mit einer Dolmetscherin wenigstens die sprachliche Barriere zu Junn aufzuheben. Und die Tatsache, dass sie nichts von der sexuellen Orientierung ihres Sohnes weiß, macht die Kommunikation auch nicht eben leichter. Ein melancholisches Kammerspiel mit feinem Humor und großartigen Schauspielern.

Sydney Freeland
USA 2014
Dry Lake in New Mexico, ein Kaff im Grenzgebiet. Daneben ein Navajo-Reservat. Hier treffen wir auf Sick Boy (Jeremiah Bitsui/Breaking Bad), der ist ein junger Mann, der verantwortungsvoller Vater werden will. Nizhoni von weißen Eltern adoptiert wächst unter dem Eindruck auf, aus dem Reservat „gerettet“ worden zu sein. Die transsexuelle Felixia, die für Anerkennung als Frau kämpft, bewirbt sich bei einem Foto-Shooting als Miss Navajo. Sydney Freeland, selbst transgender, gibt als Auslöser diesen Film zu machen einen Bericht an, der das Reservat in dem sie aufwuchs, als „Drunktown“ bezeichnete. Sie wollte eine differenzierte Sicht darstellen.

Last Summer
Mark Thiedemann, USA 2013
Regisseur und Drehbuchautor Mark Thiedeman gelingt es, die Farben und Geräusche eines Sommers im ländlichen Arkansas in traumhaft schönen Bildern
und schwerelosen Klängen einzufangen – so intensiv und nah, dass die sonnenerhitzte Luft wie in einem klassischen Gemälde zu leuchten scheint und die Wärme der umschlungenen Körper von Luke und Jonah fast zu spüren ist. Es ist der letzte gemeinsame Sommer der beiden, die schon seit Kindertagen unzertrennlich sind. Aber Jonah wird aufs College gehen – ihm ist der kleine Ort zu begrenzt. Luke hat keine Ambitionen, seine Welt zu verlassen. Also ist es auch eine Zeit des Abschieds und des Übergangs in eine ungewisse Zukunft.

Die Preisträger werden bei der großen Preisverleihung am Sonntag, dem 19. Oktober um 21 Uhr im Metropolis bekannt gegeben.

Die Jury der Lesbisch Schwulen Filmtage in Hamburg

B. Ruby Rich (Santa Cruz, USA), ist Professorin für Film und Digitale Medien an der University of California in Santa Cruz und Herausgeberin der Zeitschrift „Film Quarterly“. Sie war Mitglied des Auswahlkomitees bzw. Jurorin bei Filmfestivals wie Sundance, Toronto, Sydney, Havanna, Guadalajara und Oberhausen. Sie ist Autorin von „Chick Flicks: Theories and Memories of the Feminist Film Movement“ (Duke 1998) und „New Queer Cinema: The Director’s Cut“ (Duke 2013).

Manny de Guerre (St. Petersburg, Russland) ist die Gründerin und Organisatorin des Side by Side LGBT Film Festivals in Sankt Petersburg. Seit sieben Jahren ist sie für das Management der kreativen Leitung, für Projekt- und Strategieentwicklung sowie das Fundraising zuständig. Darüber hinaus pflegt sie die lokalen und internationalen Kontakte mit potenziellen Kooperationspartnern und Sponsoren.

Michael Brynntrup (Berlin) lebt und arbeitet seit 1982 in Berlin. Er drehte über 70 Filme und Videos, darunter vier Langfilm-Projekte. Auf internationalen Festivals und Ausstellungen wurden ihm zahlreiche Werkschauen und Medienkunstpreise zuteil. Seit 1993 ist er Stipendiat des Kunstfonds e.V. Bonn und seit 2006 Professor für Film/Video an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Written by Maik Friedrich

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