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Regenbogenfamilien: Völlig normal!

© Benson Kua /CC-BY-SA 2.0 (via Wikimedia Commons)

Ein neues Buch geht der Frage nach, ob Lesben und Schwule bessere Eltern sind, und der entsprechende Titel des Werks der Journalistin Katja Irle soll da durchaus provozieren. Eine wissenschaftlich belastbare Antwort auf diese Frage kann Frau Irle nicht geben, denn das Phänomen der Regenbogenfamilie existiert noch nicht lange genug. Das bekennt auch der dänische Erziehungsexperte Jesper Juul in seinem Vorwort zu „Sind Schwule und Lesben die besseren Eltern?“: „Erst wenn wissenschaftliche Studien vorliegen, die den Weg der Kinder etwa bis zu ihrem 30. Lebensjahr begleiten, wird man sagen können, wie sich die sexuelle Orientierung ihrer Eltern auf sie ausgewirkt hat. Bis dahin kann man Stimmen von Betroffenen und Experten sammeln, erste Studienergebnisse wiedergeben, die rechtliche und gesellschaftliche Situation schildern.“ Genau dies tue Katja Irle, so Juul weiter, und sie präsentiert dabei auch aktuelle Zahlen. So wachsen schätzungsweise 18.000 Kinder in Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern auf. Über 90 Prozent der Regenbogenkinder würden bei Frauenpaaren leben. Das Alltagsleben dieser Familien unterscheide sich nicht wesentlich von dem herkömmlicher Eltern, damit befinde sie sich „auf dem Weg in die bürgerliche Heterowelt.“ Die gleichgeschlechtlichen Paare seien im Durchschnitt materiell höher gestellt und höher gebildet, und da sie sich ihren Kinderwunsch sehr bewusst erfüllt haben, würden viele von ihnen ausgesprochen engagierte und gewissenhafte Eltern abgeben. Nationale und internationale Studien hätten im übrigen ergeben, dass bei Regenbogenkindern kaum Entwicklungsdefizite festgestellt worden sind. Ein wesentliches Problem, so Frau Irle weiter, stelle jedoch die Diskriminierung der Kinder in der Schule dar. Ein Junge sagt in ihrem Buch: „Ich bin der Sohn einer lesbischen Mama. ich finde das doof. Ich hätte viel lieber eine normale Mama. Meine Freunde dürfen nicht wissen, dass meine Mama lesbisch ist.“

Katja Irle: „Das Regenbogenexperiment. Sind Schwule und Lesben die besseren Eltern? Beltz Verlag, 220 Seiten, 17,95 Euro.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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