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Gemeinsam stark in der Provinz

© flamenc /CC-BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Ohne Zweifel ist das Leben von Schwulen und Lesben in Großstädten und auch Ballungsgebieten in den letzten Jahrzehnten immer einfacher geworden. Zwar sind wir von einem Leben komplett ohne Diskriminierung und Stigmatisierung noch weit entfernt, doch hat sich nicht zuletzt durch den Einsatz und das Engagement der Community, aber vor allem einzelner Mitglieder, vieles geändert.

Natürlich gibt es nach wie vor Bereiche des täglichen Lebens, deren Einstellungen gegenüber Homosexualität aus vergangenen Jahrhunderten zu kommen scheinen. Abgesehen von der inakzeptablen Haltung der katholischen Kirche, sind vor allem sogenannte „Männersportarten“, allen voran der Fußball, ein solcher Bereich. Nicht umsonst erregte das Coming Out von Thomas Hitzlsperger ein großes Medienecho, obwohl es doch genau genommen weder für seine Arbeit noch für seine Fanbase relevant ist, welche Sexualpartner er bevorzugt.
Der Aufruhr, den diese Meldung verursachte, zeigt umso deutlicher, dass es bis zur Akzeptanz der Normalität von Schwulen und Lesben (und einer damit einhergehenden Nichtbeachtung) noch ein weiter Weg ist. Doch immerhin ist damit schon eine Stufe erreicht, auf der auch Unterstützung und positive Reaktionen anzutreffen sind.

Gesellschaftlicher Umschwung noch in den Startlöchern

Ganz anders sieht es hingegen nach wie vor noch in weiten Teilen der deutschen Provinz aus. So konnte der erste schwule Kandidat bei „Bauer sucht Frau“ zwar ebenfalls als großer Schritt in die richtige Richtung gewertet werden, nur sollte man dabei nicht vergessen, dass der Respekt von Medien und Internetgemeinde nur selten der Stimmung entspricht, die Schwulen und Lesben in ländlichen Gegenden entgegenschlägt. Zu eingefahren, rückschrittlich und angstbesetzt sind Dorf- und Kleinstadtbewohner häufig, sodass ein Coming Out oftmals in Spießrutenläufen und nicht selten sogar in sozialer Isolation endet. An ein ungezwungenes Verhältnis zur eigenen Sexualität und die wichtige Entwicklung der eigenen menschlichen Identität ist in einem solchen Umfeld kaum zu denken.

Stadt legt vor – Land zieht nach

Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass sich Betroffene, die früher oder bis heute unter der Enge ihrer Heimat leiden mussten, zusammenfinden, um Pionierarbeit zu leisten. Die Großstädte haben es mit der Gründung von schwul-lesbischen Clubs, Bars, Sportvereinen, etc. vorgemacht und inzwischen auch auf dem Land eine beachtliche Anzahl an Nachahmern gefunden. So gibt es deutschlandweit Vereine und Initiativen, die sowohl Beratungs- als auch Begegnungsfunktionen übernehmen und Schwule, Lesben und deren Angehörige auf dem Weg zu einem selbstbestimmten, offenen Leben unterstützen und begleiten. Der Erfolg der bereits seit über fünfzehn Jahren aktiven Bewegung SchwuBeRT in Reutlingen zeigt, wie dankbar derartige Angebote angenommen werden.

Vor allem für junge Menschen ist es wichtig, von einem Netzwerk umgeben zu sein und gegebenenfalls aufgefangen zu werden. Man kann deshalb nur hoffen, dass sich auch in kleinen Städten und Dorfgemeinschaften noch viele Lesben und Schwule zusammenfinden, um sich selbst, aber auch nachfolgenden Generationen das Leben zu erleichtern. Neben einem lokalen Treffpunkt ist vor allem eine Internetpräsenz nicht zu unterschätzen, da diese oftmals die erste Informationsquelle darstellt. Eine Homepage mit den wichtigsten Informationen und Ansprechpartnern, deren Erstellung mit hilfreichen Vorlagen wie denen von 1&1 glücklicherweise auch für eher unerfahrene PC-Nutzer kein Hindernis mehr darstellt, ist deshalb der erste Schritt auf dem Weg zur lokalen LGBT-Community.

So bleibt zu hoffen, dass aus möglichst vielen der lokalen Anlauf- und Beratungsstellen bunte, kreative und offene Zentren werden, die auch der Landbevölkerung den Anstoß geben, ihre Ressentiments zu überwinden und Teil einer toleranten Gesellschaft zu werden.

Written by Lisa Wagner

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