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Anti-Schwulen-Aktivist Isajew outete russische Lehrer

© Klasse9a-projekt CC0

In der russischen Stadt St. Petersburg ist eine Lehrerin für geistig und körperlich behinderte Kinder entlassen worden. Der Grund dafür ist eine Schande aber in dem Lande Putins inzwischen Alltag. Nach drei Jahren an der Schule Nr. 565 wurde die lesbische Lehrerin aufgrund ihrer sexuellen Orientierung gefeuert. Offiziell lautete es in der Begründung wegen unmoralischen Verhaltens. Schon Anfang Dezember hatte der Schulleiter und eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung die Lehrerin aufgefordert, selbst um eine Entlassung zu bitten.

Aufmerksam wurde man auf die Frau durch den selbsternannten Anti-Schwulen-Aktivisten Timur Isajew. Dieser hatte einen Brief nicht nur an den Schuldirektor geschickt, sondern zusätzlich auch über das Internet verbreitet. „Bei Ihnen arbeitet eine Frau, die krank ist und psychiatrisch von der Norm einer Lehrerin abweicht“, schreibt Isajew, der von sich selbst behauptet, im gesamten Land bereits 29 homosexuelle Lehrer und Lehrerinnen geoutet zu haben.

„Die Lehrerin outet sich in den sozialen Netzwerken als amoralische Lesbe, die mit einer genauso kranken Frau zusammenlebt. Wir bitten Sie nachdrücklich, die Frau wegen beruflicher Ungeeignetheit zu entlassen“, schrieb Isajew, der im gleichen Zug auch auf das Gesetz gegen sogenannte „Homo-Propaganda“ hinwies.

Das Gesetz, oft unter dem Namen Anti-Homo-Gesetz genannt, trat im Juni des vergangenen Jahres in Kraft und verbietet es sich über Homosexualität in Anwesenheit von Minderjährigen zu unterhalten. Ebenfalls untersagt ist es sich positiv darüber in den Medien zu äußern. Das Gesetz gilt dabei sowohl für Russen als auch für Ausländer die das Land besuchen. Wer dagegen verstößt, den erwarten hohe Geldstrafen.

Mit der Einführung dieses Gesetzes, nahmen auch die Übergriffe auf Homo-, Bi- und Transsexuelle zu. Oft müssen die Opfer dieser Taten danach auch noch die Diskriminierung und den Unwillen zur Hilfe von Polizei und Behörden ertragen. Das Gesetz schützt die Täter und verhöhnt die Opfer.

Erst vor wenigen Tagen hat die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einem Bericht auf die wachsende Zahl der Übergriffe aufmerksam gemacht und das Gesetz scharf kritisiert.

„Die Gewalt, der LGBT-Menschen in Russland ausgesetzt sind, ist zweifellos durch Homophobie motiviert. Die Behörden ignorieren, dass es sich hierbei um Hate-Crimes handelt und versagen dabei, die Opfer zu schützen“, sagt Tanya Cooper, Russland-Spezialistin bei Human Rights Watch. „Die russischen Behörden müssen homophobe Gewalt effektiv verfolgen und aufhören, Anti-LGBT-Diskriminierung zu tolerieren.“

Written by Maik Friedrich

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