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Corny Littmann: Homo-Papier des DFB ist absurd!

Corny Littmann

Corny Littmann (60), der langjährige Präsident des Kult-Fußballclubs 1. FC St. Pauli, ist schwul. Und er hält wenig von dem jüngst veröffentlichten DFB-Positionspapier „Fußball und Homosexualität“.

In einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ (gestrige Ausgabe) betont Littmann, an der Situation Homosexueller im Profisport werde diese Broschüre „nichts ändern“. Sie sei gut gemeint, aber: „Gut gemeint, ist nicht gut gemacht“. Das „Absurde“ an dieser Broschüre sei, „dass sie nicht an alle DFB-Mitglieder gerichtet ist.“ Unsinnig sei darüber hinaus der Ratschlag, dass Spieler, die sich outen wollen, an „die Vereinsverantwortlichen und Sponsoren wenden“ sollen. Ein solcher Ratschlag sei „fern jeder Realität“.

Somit sei das Papier zwar „Ausdruck des Bemühens, sich dem Thema zu widmen.“ Gleichwohl, so Littmann weiter, werde es „nichts verändern. Gar nichts.“ Littmann plädiert in dem Interview viel mehr „für die Einstellung eines professionellen, hauptamtlichen Vertrauten bei allen 36 Proficlubs.“ Dieser müsse „eine Mischung aus Psychologe, Sozialarbeiter und Ombudsmann“ sein. Weiterhin sollte ihm eine Art „Schweigepflicht“ auferlegt werden. Weiterhin wagt Littmann in dem Interview einen Blick in die Zukunft. Auf die Frage, was in den Medien passieren würde, wenn sich ein Profispieler outen würde, antwortet Littmann: „Die Medien werden ihn feiern, ihn auf ein Podest heben.“ Und er erläutert, warum sich trotzdem derzeit kein Bundesligaspieler outet: „Die Bundesliga ist international.

Die Spieler kommen aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Und wie geht ein Russe, ein Serbe, ein Kroate mit einem schwulen Mitspieler um?“ Außerdem sei es insgesamt schwierig, sich in einem „Männerklüngel“ als homosexuell zu outen. Littmann erinnerte auch daran, dass es „im Verband und auch bei einzelnen Vereinen größere Probleme mit dem Thema“ Homosexualität gegeben habe (die Broschüre kam übrigens fast ein halbes Jahr zu spät heraus, weil Präsident Niersbach offensichtlich Probleme hatte, sie abzusegnen – die Red.). So müsse man den Eindruck haben, dass „um einzelne Sätze fürchterlich gerungen“ wurde. Im Ergebnis sei die Broschüre nunmehr „lauwarm“.

Bild: © Udo Grimberg/CC-BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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