„9 Eleven MonsterGayKisser“ – so heißt eine Facebook-Seite, mit der Lesben und Schwule am 11. September 2013 vor die Russische Botschaft in Berlin eingeladen werden. Der Sinn des Ganzen: Von 19.05 bis 19.15 Uhr sollen sich vor der Landesvertretung so viele wie möglich küssen.
Auch die ersten Prominenten haben sich angesagt, unter anderem Romy Haag. An die Adresse von Russlands Präsident Wladimir Putin (Foto) gerichtet meinen die Veranstalter: „Enjoy a real Kiss-Flashmob!“ Die zehnminütige Kuss-Demo richtet sich gegen das im Juni verabschiedete „Gesetz gegen homosexuelle Propaganda“, das Russen und Ausländern im Land verbietet, über schwule und lesbische Themen, aber auch über HIV und Aids, zu reden. Auch stellt das Gesetz ausgetauschte Zärtlichkeiten von Homosexuellen in der Öffentlichkeit unter harte Strafen. Da passt die geplante Berliner Kuss-Aktion. Dieses Gesetz zeigt im Übrigen immer deutlicher seine unselige Wirkung. In der vergangenen Woche gab es mehrere Verhaftungen (queerpride.de berichtete) und Neonazis haben das Gesetz zur Grundlage für Gewaltorgien gegen schwule Männer erhoben.
Ein Schwuler wird von Neonazis gedemütigt und gefoltert
So wurde ein vermeintlich schwuler Teenager (15) von mehreren Rechtsextremisten gedemütigt, geschlagen und wohl auch gefoltert. Die Bilder und ein Video, das die Taten zeigt, stellten sie stolz ins Internet. Zu sehen ist ein kniender Junge, um ihn herum die Neonazis. Ein anderes Bild zeigt, wie er mit einer braunen Flüssigkeit und Urin übergossen wird. Später dann wird er gezwungen, den Hitlergruß zu zeigen. Den „Sinn“ des Ganzen fassen die Täter in einer Bildunterschrift zusammen: „We will cure you from homosexuality now.“ Auf die Frage, was sein „realer Name“ sei, muss der junge Mann antworten: „Fucking Homo“. Während Facebook die Dateien inzwischen gelöscht hat, sind sie auf dem populären russischen Netzwerk „VK.com“ noch immer zu sehen. Russische Menschenrechtler meinten: „Das Blut des Jungen klebt an Ihren Händen, Präsident Putin!“ Russische Neonazis wie Maxim Martsinkevich gründeten des Weiteren Anti-Homo-Organisationen wie „Occupy Pedophilyaj“. Pädophilie wird von russischen Homophoben in Politik und Gesellschaft mit Homosexualität allzu gerne gleichgestellt.
Russlands Wodka-Klassiker stellt sich hinter Homosexuelle
Doch gibt es auch erste Proteste gegen Putin und seine homophobe Politik. So hat sich jetzt der Hersteller der bekannten russischen Wodka-Marke Stolichnaya auf Facebook mit der Gay-Community solidarisiert: „Stolichnaya Premium Vokda stands strong & proud with the global LGBT community against the attitude & actions of the Russian government“, heißt es in Regenbogenfarben auf der Facebook-Seite des Spirituosenunternehmens. Der Chef des Unternehmens, Val Mendeleev, erklärte zudem in einem offenen Brief, er sei stets „ein geschworener Befürworter und Freund der LGBT-Community“ gewesen. Stolichnaya ist kein staatliches Unternehmen und hat seinen Europasitz in Luxemburg.
„9 Eleven MonsterGayKisser“. Die zehnminütige Kuss-Demonstration findet am 11. September 2013 ab 19.05 Uhr vor der Russischen Botschaft statt – Unter den Linden 63 – 65, Berlin (U-Bahn „Unter den Linden“; S-Bahn „Brandenburger Tor“).
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