Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der 26-jährige Pawel aus dem russischen Nowosibirsk der erste Homosexuelle, der in Deutschland als verfolgt eingestuft wird und somit Asyl erhält.
Er wolle „Russland vergessen“, meint er, vor einigen Monaten ist er aus dem Land geflohen. Dort wurde er wegen seiner Sexualität regelrecht verfolgt, berichtet Pawel weiter, weshalb der junge Arzt in Deutschland als „Flüchtling“ gilt, der, würde man ihn zurückschicken, um sein Leben fürchten müsste. Somit wird ihm Asyl gewährt, und als er das erfahren habe, „kamen mir die Tränen, obwohl ich gar nicht weiß, wann ich davor das letzte Mal geweint habe“, zitiert ihn die deutschsprachige „Baltische Rundschau“. Seinen richtigen Namen verrät er nicht, denn er habe Angst um seine im Land zurückgebliebene Mutter. Auch Fotos sind tabu. Pawel berichtet weiterhin von Schikanen bei der Arbeit im Krankenhaus, überhaupt müsse jeder Geoutete in Russland Angst um seinen Job haben. Dort sehe es „jeder als seine Pflicht an, Homosexuelle zu erniedrigen“, sagt er, und wer demonstriert (unser Foto zeigt eine Kundgebung in Sankt Petersburg), müsse nicht nur mit Festnahmen rechnen, sondern auch mit Prügel im Polizeirevier. Um Pawel kümmert sich nun die Organisation „Quarteera“, hilft ihm etwa bei notwendigen Behördengängen beziehungsweise in rechtlichen Fragen, so Regina Elsner, die sich für „Quarteera“ in Deutschland um Menschen wie Pawel kümmert. In den kommenden Monaten will er Deutsch lernen und sich eine Stelle besorgen. Auch hier wird „Quarteera“ Pawel unterstützen.
Bild: Olga Wagina © 2010 St. Petersburg LGBT Organization Coming Out