Kommentar: Pirincci, Mein Kampf und der Hass

Es ist kaum zu glauben. Da schreibt ein Deutsch-Türke mit dem Namen Akif Pirincci ein übles Hetzbuch und landet flugs auf dem ersten Platz der Amazon-Bestsellerliste. „Deutschland von Sinnen – Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer“ heißt dieser zwischen zwei Buchdeckeln gepresste Dreck, und die Wochenzeitung „Die Zeit“ vergleicht die Ergüsse des 54-jährigen Mannes in ihrer aktuellen Ausgabe mit Hitlers „Mein Kampf“. Wohl wahr – Kostprobe gefällig? „Deutscher Schwuler! Deine Homo-Ehe ist (…) ein schlechter Witz. Und peinlich! Die Ehe ist für Mann und Frau zum Zwecke des Kindermachens in geordneten Verhältnissen erfunden worden und nicht für solche promiskuitiven Typen wie dich, die sich fast jeden Tag von einem objektartigen Fremden einen blasen lassen anstatt von ihrem ´Ehepartner`. Also tritt wieder in den Schatten zurück!“ Diese Stelle, in der allenfalls Pirincci zeigt, dass er einen Schatten hat, ist erstaunlich, weil er offensichtlich über ein intimes Wissen über Schwule verfügt. Woher sollte er sonst wissen, dass diese sich „fast jeden Tag (…) einen blasen lassen“? Doch nicht nur das Buch ist ein Skandal. Unerträglich ist es etwa, wie viel Zustimmung der Autor auf seiner Facebook-Seite bekommt. Dass die Publizistin Bettina Röhl, Tochter übrigens von Ulrike Meinhof und Facebook-Freundin von Pirincci, diesen wacker verteidigt, und dafür „Die Zeit“ für die „herzzerfressende“ Buchrezension kritisiert, ist auch kaum auszuhalten. Ein anderer Facebook-Freund Pirinccis, der rechtsgestrickte Matthias Matussek, schweigt dafür gänzlich. Und warum, auch das ist zu hinterfragen, übernimmt Amazon ein solches Buch offensichtlich ungelesen in sein Sortiment? Der größte Skandal bei alledem aber ist, dass so viele Menschen dieses Buch gekauft haben und wohl auch noch kaufen werden. Die LGBT-Szene muss dies aufschrecken!