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Indien: Rolle rückwärts bei Rechten für Homosexuelle

Das Oberste Gericht in Indien hat geurteilt, dass homosexuelle Handlungen grundsätzlich wieder unter Strafe gestellt werden müssen. Vertreter der LGBT-Community sprechen von einem „schwarzen Tag“.
Ein Gesetz aus der Kolonialzeit hat bis zum Jahre 2009 homosexuelle Menschen in Indien in Angst und Schrecken versetzt. Abschnitt 377 sprach vom „widernatürlichen Sex“, was nicht nur einer Diskriminierung gleichkam, sondern Lesben und Schwule auch bis zu zehn Jahre Haft einbringen konnte. Erst 2009 wurde ausgelebte Homosexualität entkriminalisiert, dies allerdings durch eine Rechtssprechung eines Provinzgerichts. Dieses steht in seiner Kompetenz indes weit unter dem Obersten Gericht von Indien, das von seiner Bedeutung her mit dem deutschen Bundesverfassungsgericht verglichen werden kann. Die hohen Richter wiesen die Politiker des Landes nunmehr an, alle Gesetze, die auf der Grundlage des homofreundlichen Urteils von 2009 beschlossen wurden, entsprechend zu ändern oder aufzuheben, was in Neu Dehli zu wütenden Protesten der LGBT-Community geführt hat. Der Tag der Urteilsprechung sei „ein schwarzer Tag und die Rückkehr ins Mittelalter.“ Man befürchtet nunmehr nicht nur eine Verfolgung von Homosexuellen und Transgender, sondern auch ein Abtauchen der betroffenen Menschen.

Foto: © Thejas Panarkandy /CC-BY-SA 2.0 (via Flickr Commons)

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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